Gegen Gewalt an Frauen
Aus für Unschuld des Aggressors
Opferschutz und härtere Strafen für Täter müssen umgesetzt werden - Ergebnisse der EU-Konferenz
Madrid - "Wir brauchen Gesetze, die eine deutlich
protektionistischere Ausrichtung aufweisen. Zu lange ging unsere
Rechtssprechung von der Unschuld a priori des Aggressors aus", sagte
Spaniens Sozialminister Juan Carlos Aparicio am
Dienstag auf dem MinisterInnen-Treffen in
Santiago de Compostela. Vorbeugung und Schutz
Spanien, das unter seiner derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft diese
Maßnahmen zur Bekämpfung der Gewalt unter Frauen vorgelegt hat,
präsentierte auf der MinisterInnen-Konferenz neben der neusten Untersuchung
über die bisherigen Maßnahmen der verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten
zur Bekämpfung des Problems auch einen Plan zur Vorbeugung und vor
allem zur Verbessung der Schutzmaßnahmen für die betroffenen Frauen.
Europaweit sollten Rehabilitationsprogramme für Aggressoren,
spezielle Ausbildungsseminare für RichterInnen, ÄrztInnen und LehrerInnen sowie
intensive Sensibilisierungskampagnen erfolgen.
Strafen verschärfen
Hiermit reagieren die EU-MinisterInnen auf die jüngste
Untersuchung, wonach der jede fünfte Frau in Europa unter der
körperlichen Gewalt des Ehemannes oder Lebensgefährten leidet.
Spaniens Sozialminister Aparicio versicherte unterdessen, dass es
notwendig sei, in Europa einheitliche Rechtssprechungen und
Strafverfolgungen bei dieser Art von Verbrechen zu schaffen. "Es ist
notwendig, die Strafen zu verschärfen, aber nicht ausreichend", so
Aparicio gegenüber den spanischen Medien.
Erziehung: Sexismus bewusst machen
Aparicio hält die Vorbeugung am wirksamsten und wies auf die
Bedeutung hin, die den Schulen zukommen könnte, um schon bei
Jugendlichen sexistisches und gewalttätiges Verhalten zu unterbinden.
Gleiches gelte auch für RichterInnen, welche über die in weiten Teilen der
Bevölkerung als "Kavaliersdelikt" abgestufte Gewalt gegen Ehefrauen
richten müssen. Besonders ihnen komme eine wichtige Stellung beim
Schutz der Opfer zu. Auch sollten ÄrztInnen und PsychologInnen besser auf
die Behandlung von misshandelten Frauen vorbereitet werden.
Junge Frauen seien mehr betroffen
"Die Gewalt gegen Frauen ist kein privates Problem, sondern ein
öffentliches. Es ist kein gesellschaftliches Problem, sondern ein
politisches." Mit diesen Worten machte auch die EU-Kommissarin für
Arbeit und Soziales, Anna Diamantopoulou, auf das zunehmende Problem
der Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Sie wies darauf hin, dass vor
allem Frauen zwischen 15 und 44 Jahren unter der körperlichen Gewalt
ihrer Lebenspartner leiden. (APA)