Fanfare Ciocarlia
Iag Bari
Piranha/EFA

Foto: Piranha/EFA
Auf seinem aktuellen Album Iag Bari , was grob übersetzt und sehr programmatisch "brennende Blasmusik" bedeutet, holt das wunderbare und irrwitzige rumänische Blechblas-Kampfkommando Fanfare Ciocarlia zu seinem bisher heftigsten Schlag aus. Die neben Motörhead oder Napalm Death möglicherweise konsequenteste Band der Welt erweitert das gute Dutzend ihrer Stammbesetzung dieses Mal um Gastinstrumentalisten an Akkordeon oder Geige, ist aber bezüglich der Angriffsgeschwindigkeit im Bereich 120 Beats pro Minute nach wie vor nicht dazu bereit, lyrische Töne anzustimmen. Über die Jahre hat man sich "im Westen" mit einer oft chaotisch, dissonant und ständig vom Zusammenbruch bedrohten Form von Turbopolka im Zweiviertel- oder Scheißegal-Takt zwischen Bierzeltfesten und Jazzfestivals (was oft auf dasselbe hinausläuft) eine immer größer werdende Schar von enthusiastischen Fans erspielt. Diese werden rituell dafür sorgen, dass neben dem Weib und dem Gesang vor allem auch der Wein nicht zu kurz kommt, und damit einmal mehr beweisen, dass amerikanischer Sex & Drugs & Rock 'n' Roll auch ohne E-Gitarre möglich ist. Die Groupies in Transsylvanien mögen zwar gesitteter und älter sein, aber auch die Haltung wird bewertet. Oder deren Verlust. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 2. 2002)