Unternehmen
KirchGruppe: Partner gesucht
Maroder Münchner Medienkonzern für Gespräche mit Rivalen Murdoch offen
München - Auf der Suche nach Auswegen aus ihrer
Finanzkrise will die KirchGruppe mit dem anglo-australischen
Medienmogul Rupert Murdoch verhandeln. "Wir sind offen für ein
Gespräch mit Murdoch", sagte ein Sprecher der KirchGruppe am Mittwoch
in München. Murdoch hält sich nach Informationen aus Branchenkreisen zur Zeit
in Deutschland auf. Am Dienstag habe er in Berlin mit Banken und
Medienunternehmen über die finanziellen Probleme der KirchGruppe
gesprochen. "Mit uns hat er aber keine Gespräche geführt", sagte der
Kirch-Sprecher.Umfassende Beteiligung
Nach Informationen der "Financial Times" (Mittwochausgabe) will
Kirch Murdoch nicht nur die Übernahme des Bezahlsenders Premiere,
sondern auch den Einstieg am Kerngeschäft KirchMedia und der Formel
1-Beteiligung ermöglichen. Mit den Autoherstellern gibt es derzeit
nach Angaben von DaimlerChrysler keine Gespräche über die Formel 1.
Murdoch spielt in der Krise des Münchner Medienkonzerns eine
zentrale Rolle. Als Gesellschafter des verlustreichen Bezahlsenders
Premiere kann er im Oktober seine Investitionen in Höhe von 1,6 Mrd.
Euro (22,0 Mrd. S) für seinen 22-prozentigen Anteil zurückfordern.
Diese Summe wird die KirchGruppe nach Einschätzung in Branchenkreisen
aber nicht aufbringen können. Die KirchGruppe sei daher bereit, ihm
die Mehrheit an Premiere zu überlassen. In dem Gespräch in Berlin
soll Murdoch dies nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung"
(Mittwochausgabe) aber zurückgewiesen und betont haben, die
Schuldenlast von Kirch und Premiere sei zu hoch, um noch größer
einzusteigen.
Bertelsmann winkt ab
Nach Informationen in Branchenkreisen erwägt Murdoch jedoch den
Einstieg mit einem Partner. Der Medienkonzern Bertelsmann stellte
aber am Mittwoch klar, er stehe nicht in Verhandlungen mit Murdoch.
"Das ist Unsinn", sagte ein Sprecher. Die Strategie Murdochs in der
Kirch-Krise sorgt seit Monaten für Spekulationen. Im Januar hatte er
noch gesagt, er ziehe die Übernahme von Premiere in Erwägung. Rund
drei Wochen später sagte er in einem anderen Interview, er sei nicht
bereit, weiter in die KirchGruppe zu investieren. Zugleich gab sein
Abosender British Sky Broadcasting (BSkyB) bekannt, dass er 985 Mill.
Pfund (1,61 Mrd. Euro/22,2 Mrd. S) auf den Wert ihrer Beteiligung an
Premiere World abgeschrieben habe und seine Ausstiegoption im Herbst
nutzen werde.
Die KirchGruppe ist wegen ihrer Milliardenschulden bereit, die
Mehrheit an Premiere abzugegeben. Darüber hinaus will Kirch nach
Informationen der "Financial Times" Murdoch auch einen größeren
Einstieg ins Fernsehgeschäft der KirchMedia ermöglichen. Der
Kirch-Sprecher bestätigte dies nicht. Außerdem soll sich Kirch dem
Zeitungsbericht zufolge entschlossen haben, seinen Anteil an der
Formel-1 zu verkaufen. Kirch wolle demnächst Angebote für den Anteil
an der Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC erbitten und Murdoch
noch in dieser Woche kontaktieren. Der Kirch-Sprecher sagte dazu, das
Unternehmen sei an einer Erweiterung des Gesellschafter-Kreises bei
der Formel 1 interessiert. Ob die Abgabe der Mehrheit geplant sei,
wollte er nicht sagen.
Die an der Formel 1 beteiligten Automobilhersteller führen zur
Zeit keine Gespräche über eine Übernahme von Anteilen an der
Rennsportserie. Man rede weder mit der KirchGruppe noch mit Formel 1-
Chef Bernie Ecclestone, sagte DaimlerChrysler-Vorstandsmitglied
Jürgen Hubbert am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz des
Autokonzerns in Sindelfingen bei Stuttgart. Er schließe aber nicht
aus, dass irgendwann einmal Angebote gemacht würden. Solang es aber
keine gebe, bestehe auch keine Gesprächsbedarf. Im Zuge der
Sanierungsbemühungen für Kirch war spekuliert worden, dass Ecclestone
von Kirch dessen Anteile an der Formel 1 zurückkaufen und dann den
Autoherstellern anbieten könnte. (APA/dpa)