International
Giftanschlag auf US-Botschaft in Rom vereitelt
Vier Verdächtige festgenommen - Gift hätte keinen Schaden angerichtet
Rom - Die italienische Polizei hat offenbar einen
Giftanschlag auf die US-Botschaft in Rom vereitelt. Wie ein Sprecher
am Mittwoch mitteilte, wurden am Vortag vier Marokkaner festgenommen,
die im Besitz einer "beträchtlichen" Menge von zyanidhaltigen
Chemikalien waren. Außerdem wurde bei den zwischen 30 und 40 Jahre
alten Männern ein Stadtplan von Rom gefunden, auf dem die
US-Botschaft markiert war. Bei einer Razzia in der Wohnung der
Marokkaner im Süden Roms fand die Polizei ferner einen Plan des
Wasserversorgungsnetzes der italienischen Hauptstadt. Die US-Botschaft blieb am Mittwoch geöffnet. Das Außenministerium
in Washington hatte in jüngster Zeit wiederholt vor möglichen neuen
Anschlägen auf US-Einrichtungen im In- und Ausland gewarnt. Laut
Polizeiangaben wurden die Marokkaner bereits seit mehreren Tagen
beschattet. Eine Spezialeinheit sei eingeschritten, nachdem sie
Kenntnis von dem Zyanid-Produkt im Besitz der Männer erhalten habe.
Nähere Angaben zu der fraglichen Substanz machte die Polizei nicht.
Verbindung zu Al-Kaida?
Die "Corriere della Sera" berichtete, bei
den Männern seien vier Kilogramm der giftigen Chemikalie gefunden
wurden - genug, um "mehrere Dutzend Menschen" zu töten. Nach
Informationen der Zeitung hatte mindestens einer der Marokkaner
Kontakte zu mutmaßlichen moslemischen Terroristen, die im Oktober in
Mailand gefasst worden waren. Sie sollen Verbindungen zur
Al-Kaida-Organisation des mutmaßlichen Drahtziehers der Anschläge vom
11. September, Osama bin Laden, gehabt haben. Die Polizei hatte am Mittwoch eine Nachrichtensperre verhängt.
Auf die Spur kam die Polizei den Marokkanern nach eigenen Angaben
im Zuge von Ermittlungen über "extremistische islamische" Gruppen in
Italien. Dabei waren bereits am Wochenende drei Marokkaner
festgenommen worden. Bei ihnen wurden Stempel von italienischen
Behörden und internationalen Institutionen gefunden.
Den Ermittlern zufolge nutzten die Al Kaida und ähnliche unter
Terror-Verdacht stehende Italien bereits lange vor den Anschlägen vom
11. September als logistischen Stützpunkt. In Mailand müssen sich
derzeit sieben Tunesier vor Gericht verantworten, denen Kontakte zu
Bin Laden vorgeworfen werden.
Giftgehalt zu gering
Ein möglicherweise auf die US-Botschaft in Rom
geplanter Giftanschlag hätte nach Angaben der italienischen Polizei
kaum Schaden angerichtet. Der Giftgehalt der bei vier festgenommenen
Marrokanern beschlagnahmten Chemikalie hätten nicht ausgereicht, um
Gesundheitsschäden hervorzurufen, sagte der römische Polizeichef
Emilio del Mese am Mittwoch.
(APA)