Wien - Beim angeschlagenen börsenotierten Autozulieferer Eybl International (Krems) will das neue Management mit einem radikalen Kurswechsel das Vertrauen des Kapitalmarkt zurückgewinnen. "Wir wollen weg von der Wachstumsphilosophie und hin zu einer Ergebnissteigerung", sagte der neue Vorstandssprecher Johannes Elsner bei seiner ersten Pressekonferenz am Mittwoch in Wien. In erster Linie müsse die Eigenkapitalquote von derzeit rund 10 Prozent ("damit kann man nicht leben") bereits heuer auf 20 Prozent verdoppelt werden. Dabei werde man die gesamte Palette der Möglichkeiten ausschöpfen, sagte er. Die Palette reiche von Verkäufen nicht zum Kerngeschäft gehörender bzw. nicht betriebsnotwendiger Geschäftsteile, was rund 15 Mill. Euro mobilisieren sollte, eine Absenkung des Umlaufvermögens bis zu Umschuldungen. "Wir haben das Vertrauen unserer Banken", sagte Elsner, bestätigte aber, dass die Deutsche Bank zuletzt einen Kreditvertrag über 800.000 Euro gekündigt habe. Über Schuldennachlässe werde "derzeit nicht" verhandelt, sagte er heute auf Journalistenfragen. Schuldenlast "Wir sind so flüssig, dass die Kreditlinien reichen, aber nicht so abgesichert, dass ich ruhig schlafen kann", beschrieb Elsner die Liquiditätssituation des Konzerns. Eybl International soll nach früheren Angaben mit rund 100 Mill. Euro bei den Banken in der Kreide stehen. 2001 hat der an der Nasdaq Europe notierte Konzern nach vorläufigen Zahlen bei einem auf 427 (2000: 377) Mill. Euro gestiegenen Umsatz eine negative EBIT-Marge von -3 Prozent erwirtschaftet. Der operative Cash Flow war mit 10 Mill. Euro negativ, die Eigenkapitalquote sank von 26,6 Prozent auf 10 Prozent. "Davon kann man in unsrer Branche nicht leben, wir brauchen 30 Prozent", sagte Elsner. Die Gearing-Ratio (Verhältnis von Eigenkapital zu Nettoverschuldung) stieg von 146 auf 300 Prozent. In der Vergangenheit habe es "strukturelle operative Defizite in allen funktionalen Bereichen" gegeben, analysierte der neue Vertriebs-Vorstand Mario Rohracher. Bis Ostern will das neue Management exakte Zahlen für das vergangene Jahr aber auch die weitere Planung vorlegen. Fünf Werke auf dem Prüfstand 5 Werke stünden derzeit auf dem Prüfstand, konkret in Brasilien, wo hohe Verluste auf Grund von Währungsdisparitäten eingefahren werden, in den USA, in Deutschland, Spanien und im niederösterreichischen Gmünd, wo derzeit 80 Mitarbeiter beschäftigt sind. "Es geht nicht um eine Schließungswelle, sondern um Redimensionierung", betonte Elsner. Der im Jänner überraschend abgelöste langjährige Vorstandschef Rudolf Pauli hatte angekündigt, das Werk in Gmünd im ersten Halbjahr zuzusperren. Der Kremser Textilhersteller beschäftigte zu Jahresende 4.080 Mitarbeiter, nach 4.659 noch im September. Derzeit werde für die Werke in den Hochlohnländern Österreich und Deutschland ein Programm zur Arbeitszeitflexibilisierung verhandelt. Aktie gibt nach Der Aktienkurs der Eybl International gab an der Nasdaq Europe Mittwoch Vormittag bei geringem Volumen um 5,88 Prozent auf 8,0 Euro nach.