Europa
Wieder ein Störfall in Temelin
Dienstag Abend wurde Turbine vorübergehend abgeschaltet - Prager Ministerien streiten um AKW Temelin
Prag/Berlin - Im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin ist es
Dienstag Abend wieder zu einem Störfall gekommen. Daraufhin wurde die
Turbine im ersten Reaktorblock vorübergehend abgeschaltet. Wie
Temelin-Sprecher Milan Nebesar gegenüber der APA am Mittwoch weiters
mitteilte, schalteten die Operateure die elektrische Leitung im
zweiten Block ein, als die Turbine des ersten Blocks auf voller
Leistung - 1.000 Megawatt - gelaufen sei. In diesem Moment habe das
Schutzsystem des Generators im ersten Block reagiert, die Turbine
abgeschaltet und die Leistung des Reaktors auf 38 Prozent gesenkt. Das Personal Temelins justierte danach laut Nebesar das
elektrische Schutzsystem für eine höhere Leistungsstufe nach und
schloss die Turbine erneut ans Netz an. Die Reaktorleistung wurde
dann schrittweise auf 95 Prozent erhöht. Auf dieser Leistungsstufe
sei der Reaktor auch Mittwoch Früh gewesen, und die Turbine habe 915
Megawatt Strom ans Netz geliefert.
Nach einer früheren Erklärung der Temeliner Pressestelle sollte
voraussichtlich am morgigen Donnerstag der erste Block wieder völlig
abgeschaltet und die Kettenreaktion gestoppt werden. Die Pause, in
der man u.a. die problematischen Armaturen austauschen und eine
geplante Revision durchführen will, soll etwa einen Monat dauern.
Danach soll die letzte Testserie auf der höchsten Leistungsstufe von
100 Prozent abgeschlossen werden.
Uneinigkeit in Prag über Anhörung in Deutschland
Die tschechische Regierung ist uneins über
eine in Deutschland geplante Anhörung über das umstrittene
Atomkraftwerk Temelin in Südböhmen. Während das Umweltministerium in
Prag eine solche Veranstaltung unterstütze, spreche sich das
Industrieministerium strikt gegen eine Beteiligung tschechischer
Experten an einer Anhörung in Deutschland aus, berichteten Zeitungen
in Prag am Mittwoch. Das deutsche Umweltministerium teilte am
Mittwoch auf Anfrage mit, man bemühe sich, dass die Anhörung in den
nächsten zwei Monaten stattfinden kann.
Die Veranstaltung wäre nach Ansicht des Prager Umweltministeriums
Teil der Temelin-Umweltverträglichkeitsprüfung. Dieses Argument lehnt
das Industrieministerium jedoch mit dem Hinweis ab, dass sich Temelin
bereits seit Oktober 2000 im Testbetrieb befindet und die Prüfung
hinfällig sei. Das tschechische Kabinett wollte am Mittwoch über den
Streit beraten.
Der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin hatte vor kurzem
kritisiert, dass die Prager Regierung entgegen früherer Zusagen die
Bürgeranhörung für die deutsche Bevölkerung "kurzerhand auf das Ende
des Jahres verschoben hat".(APA/dpa)