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Autohandel gegen EU-Wettbewerbspläne
Heimische Händler laufen gegen geplante Neuregelung Sturm - "Jobabbau droht"
Wien - Mit Händen und Füßen wehrt sich der österreichische
Fahrzeughandel gegen die Pläne der EU-Kommission für mehr Wettbewerb
im europäischen Fahrzeugverkauf. Die geplante Vorgabe, die so
genannte Gruppenfreistellungsverordnung, treffe die Klein- und
Mittelbetriebe und fördere die Marktmacht der Großketten. "Dadurch
würde eine Fülle von Arbeitsplätzen und Ausbildungsplätzen
vernichtet", befürchtete Heinz Havelka, Vorsitzender des
Bundesgremiums Fahrzeughandel, am Mittwoch vor Journalisten. Dass Autos dadurch billiger würden, schließt er aus. Die
Nettopreise würden sicherlich zwar binnen zwei Monaten europaweit
angeglichen, der Handel werde sich aber sicher an den hohen Preisen
orientieren, meint Havelka. Die falsche Hoffnung der Konsumenten habe
jedoch bereits dramatische Auswirkungen: Im Jänner sei der Absatz im
Autohandel um 10 Prozent zurückgegangen.
"Absolut genug" Wettbewerb
Nach Ansicht des Handels herrscht im österreichischen Autohandel
schon jetzt "absolut genug" Wettbewerb. Die Hälfte aller
Fahrzeughändler schreibe Verluste. Die guten Betriebe hätten gerade
einmal eine Rendite von 0,5 Prozent, klagt Havelka.
Derzeit gebe es in Österreich rund 4.500 Autohändler, davon 2.700
Markenhändler. Havelkas Stellvertreter, Josef Schirak, erwartet, dass
bei Erlass der EU-Verordnung gerade einmal zwei bis drei große
Händler in Österreich den Markt dominieren würden. Die Großen würden
die Kleinen schlucken. Angebote wie der Fahrzeugeintausch oder
Ersatzteilservices würden wegfallen, befürchtet Schirak.
Alle Hebel gegen EU
Der heimische Fahrzeughandel will nun alle Hebel gegen die Pläne
des EU-Wettbewerbskommissars in Bewegung setzen. "Wenn die Verordnung
so kommt, denke ich darüber nach, wie ich meinen Laden verkaufen
kann", meint Schirak. Er will sich nun an EU-Kommissar Franz Fischler
wenden. Dieser solle bei "der endgültigen Abstimmung" über die
Verordnung im Sommer die "österreichischen Interessen" einbringen, so
der Kammerfunktionär. Am Freitag wollen die Autohändler im
Wirtschaftsministerium ihre Ansichten darlegen.
Die geplante Verordnung der EU soll nach den Plänen von
Wettbewerbskommissar Mario Monti vor dem Sommer nach einer
umfangreichen Konsultation beschlossen werden und am 1. Oktober 2003
in Kraft treten. Demnach dürfte ein Händler, wenn er nach
Qualitätskriterien ausgewählt wurde (Selektivvertrieb), künftig auch
grenzüberschreitend aktiv werden. Ein niederländischer Autohändler
könnte dann in Großbritannien einen Schauraum eröffnen und den
VW-Golf dort um niederländischen Preis - zuletzt um 23 Prozent unter
dem britischen Netto-Verkaufspreis - anbieten.
Der österreichische Handel sieht dies anders. Seiner Meinung
könnte eine Preissenkung nur durch eine europaweite Senkung der
Steuerquote erreicht werden. In Österreich fielen beim Kfz-Kauf bis
zu 40 Prozent Steuer an, in Deutschland seien es nur 16 Prozent, so
Havelka.
Für eine EU-weite Vereinheitlichung ist der Fahrzeughandel auch
beim Vorsteuerabzug. Während Unternehmen in Deutschland auch die
Umsatzsteuer zurückverlangen können, ist dies in Österreich derzeit
nur für Lkw und Minivans möglich. "Allein aus Wettbewerbsgründen ist
es nicht denkbar, dass wir lange in diesem Rechtszustand verweilen",
meint Havelka. (APA)