Wien - "Nur noch zwei von zehn Mineralwasserflaschen sind Mehrwegflaschen", schlägt die Wiener Umweltstadträtin Isabella Kossina (SP) Alarm. Sie forderte daher im Rahmen einer "Pfand-Enquete" im Wiener Rathaus die Einführung eines Pflichtpfandes für Ein- und Mehrweg-verpackungen, bei dem der Handel auch mitverdienen könne. Das Pfand auf Einweg sollte dabei wesentlich höher sein, um so einen Anreiz für Konsumenten zu schaffen, Mehrweg den Vorzug zu geben. Kossina könnte sich neben dem bereits bestehenden Pfand auf Mehrwegflaschen in Höhe von 25 Cent (3,44 Schilling) ein Pfand von 50 Cent auf Einweggebinde vorstellen.

Nur so könne der Abfallberg, bei dem bereits 40 Prozent auf Verpackungsmaterial entfallen, wieder verringert werden. Kritik äußerte Kossina in diesem Zusammenhang am Umweltminister Wilhelm Molterer (VP), da er bei der jüngsten Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes keine entsprechenden Weichen gestellt habe.

Molterer ließ, wie auch ein Vertreter der Wirtschaftskammer, auf der Enquete ausrichten, ein neues Pfandsystem sei nicht nötig, man setze lieber auf freiwillige Instrumente. Kossina will trotzdem den Minister, die Getränkeindustrie, den Handel und Proponenten eines Pflichtpfandes zu einem Round Table-Gespräch einladen. Denn in Wien betrage Der Mehrweganteil im Mineralswassersektor nur noch 23,1 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 1997 sank dieser Anteil um 56,2 Prozent.

Unterstützung für ihre Pfand-Initiative bekam Kossina vom Grünen Gemeinderat Rüdiger Maresch. Der aber gleichzeitig die SPÖ im Parlament kritisierte, da diese am Dienstag die Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz mitbeschlossen habe. (frei) (DER STANDARD, Printausgabe, 21.2.2002)