Paris - Rund die Hälfte der weltweit 6.000 gesprochenen Sprachen laufen einer UNESCO-Studie zufolge Gefahr, für immer verloren zu gehen. Mit ihnen würde auch menschliches Wissen verschwinden. Dominante Sprachen wie Englisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch und Russisch würden zunehmend Sprachen von Minderheiten verdrängen, ist das Ergebnis einer Studie. Nachzulesen ist dies im "Atlas der gefährdeten und vom Verschwinden bedrohten Sprachen der Welt". Innerhalb der vergangenen 300 Jahre habe es bereits eine dramatische Abnahme der lebendigen Sprachen gegeben, heißt es in der Studie. Forcierte Homogenisierung Als Beispiel wird in dem UNESCO-Atlas Australien angeführt. In den vergangenen 100 Jahren seien auf dem Fünften Kontinent Hunderte Sprachen der Ureinwohner, der Aborigines, verschwunden. Das sei das Resultat einer scharfen Angleichungspolitik, die in Australien bis um das Jahr 1970 verfolgt worden sei. "Der Verlust jeder Sprache bedeutet eine Schrumpfung, Verminderung und Verarmung der Summe menschlicher Gedanken und menschlichen Wissens, die durch jede Sprache ihren Ausdruck findet", heißt es in der Studie. Dieser Verlust habe ganz konkrete Folgen: "Das Wissen um die höchst effiziente medizinische Wirkung einiger Pflanzen haben nur Menschen traditioneller Kulturen (...) Wenn ihre Sprache und Kultur verloren gehen, ist auch das Wissen um diese Pflanzen und ihre heilende Wirkung verloren."(APA)