Brüssel - Im Prozess um die Ermordung von sechs
Familienmitgliedern durch einen Pastor in Belgien hat der Angeklagte
alle Vorwürfe von sich gewiesen. Er habe niemanden ermordet und auch
keine sexuellen Beziehungen zu seinen Töchtern gehabt, sagte der
75-Jährige am Mittwoch vor dem Brüsseler Schwurgericht. Seine
Tochter, die ihn vor Gericht schwer belastet hatte, habe gelogen. Der aus Ungarn stammende Pastor steht im Verdacht, seine
beiden Ehefrauen, zwei seiner Söhne und zwei Stieftöchter umgebracht
zu haben. Sie waren zwischen Juli 1986 und April 1988 nach und nach
spurlos verschwunden. Der Pastor versicherte, seine Frauen und Kinder
seien von selbst "weggegangen". Er wisse nicht, wohin.
Pastoren-Tochter unter Anklage
Mitangeklagt ist die 44-jährige älteste Tochter des Pastors. Sie
sagte aus, sie habe dem Vater beim Mord an den Familienangehörigen
geholfen. Anschließend hätten sie die Leichen zerstückelt und in
Säure aufgelöst. Die Leichen wurden nie gefunden.
Menschliche Überreste in der Pastoren-Wohnung gefunden
In drei Brüssler
Wohnungen des Pastors wurden zwar menschliche Überreste gefunden, die
laut Genanalysen aber nicht von den verschwundenen
Familienmitgliedern stammten. Die Ermittler vermuten daher, dass der
Pastor noch andere Morde auf dem Gewissen hat.
Am Dienstag hatte die Tochter berichtet, sie hätte auf Anweisung
des Vaters auch dessen Stieftochter Timea töten sollen. Dieser
Mordversuch misslang, die Frau lebt heute in Ungarn. Sie soll als
Zeugin vernommen werden. (APA)