Paris - Zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat der sozialistische Premierminister Lionel Jospin am Mittwoch seine Kandidatur erklärt. "Ich bin Kandidat für die Präsidentschaftswahl", hieß es in einer in Paris veröffentlichten Erklärung. "Man wird das Präsidentenamt anders ausüben müssen", hieß es darin weiter. Jospin eröffnete damit seinerseits offiziell das Rennen um die Präsidentschaft, die er dem konservativen Amtsinhaber Jacques Chirac streitig machen will. Der erste Wahlgang ist am 21. April, die Stichwahl am 5. Mai. Der 64-jährige Jospin wählte für seine Erklärung das Ende der Parlamentsarbeit, die wegen der Präsidentschaftswahl und der kurz darauf folgenden Parlamentswahl ausgesetzt wird. Amtsinhaber Chirac hatte seine Kandidatur bereits am Montag vergangener Woche erklärt. "Ich will den Sinn für Verantwortung wieder herstellen, die Grundlage der Autorität", hieß es in Jospins Erklärung an "die Französinnen und die Franzosen". Der Staatschef müsse seinem Land ein Projekt präsentieren, Verpflichtungen eingehen und sie respektieren. Frankreich brauche "einen aktiven Präsidenten, der die großen Orientierungen vorgibt und mit der Regierung an deren Umsetzung arbeitet". Jospin zählte fünf Punkte auf, für die er sich als Präsident einsetzen wolle. Er wolle ein aktives, sicheres, gerechtes, modernes und starkes Frankreich. 20 Kandidaten Im ersten Wahlgang am 21. April werden bis zu 20 Kandidaten des linken und rechten Spektrums antreten. Nach allen Umfragen wird mit einer Stichwahl zwischen Chirac und Jospin gerechnet, die seit fünf Jahren in einer Kohabitation an der Spitze Frankreichs stehen. Dabei dürfte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben. Jospin ist seit 1997 Regierungschef einer Linkskoalition. Bereits 1995 trat er gegen Chirac an, unterlag im zweiten Wahlgang jedoch knapp. Von 1981 bis 1988 stand er an der Spitze der Sozialistischen Partei. Chirac ist seit 1995 im Amt. Es ist sein vierter Präsidentschaftswahlkampf, nachdem er 1981 und 1988 scheiterte. Diesmal kandidieren die Bewerber nur für fünf Jahre, da die Amtszeit des französischen Präsidenten um zwei Jahre verkürzt wurde. (APA)