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Foto: APA/ESA
Kourou/Hamburg - Am 1. März um 2.07 Uhr MEZ soll eine Trägerrakete vom karibischen Weltraumbahnhof Kourou abheben und den europäischen Forschungssatelliten ENVISAT in die Umlaufbahn befördern. Der komplexeste Satellit, der je in Europa gebaut wurde, soll die Erde mindestens fünf Jahre lang "komplett durchchecken", sagt Michael Rast, verantwortlicher Geologe. Rast erwartet von ENVISAT "große Fortschritte in der Klima- und Umweltforschung". Das Orbitallabor an Bord wurde gemeinsam von 15 europäischen Staaten entwickelt. Aus Österreich beteiligen sich mehrere Uni-Institute, die Akademie der Wissenschaften, Umweltbundesamt und Joanneum Research. Zehn verschiedene Beobachtungsinstrumente befinden sich auf dem Lkw-großen Satelliten und liefern gleichzeitig Daten. Große Erwartungen gelten dem Medium Resolution Imaging Spectrometer (MERIS). So wollen es Forscher der Uni Innsbruck nutzen, um die Wasserqualität großer heimischer Seen zu überwachen. Das Gerät spaltet das sichtbare und Bereiche des infraroten Lichtes in 15 Farben (Farbbänder) auf und erstellt so 15 verschiedenfarbige Bilder. CO2 im Farbbild Diese sollen den Zustand der Gewässer, auch der Meere, erkennbar machen, indem sie die für wichtige Bestandteile charakteristischen Farben herausfiltern. Die Aufnahme etwa, die den grünen Bereich des Lichtspektrums abbildet, weist auf grün gefärbte Ozeanbereiche, somit auf große Mengen des Pflanzenfarbstoffs Chlorophyll hin. So erhalten die Wissenschafter mithilfe von MERIS Auskunft über die Konzentration pflanzlichen Planktons. Den mikroskopisch kleinen Lebewesen wird der Abbau von weltweit etwa 50 Prozent des Kohlendioxids nachgesagt. Genaue Kenntnis ihrer Verbreitung könnte also die Frage beantworten, ob die winzigen Meerespflanzen den Treibhauseffekt womöglich etwas abmildern. Auch gefährliche Algen wie die giftigen Rotalgen, die Fischbestände nachhaltig dezimieren können, spürt MERIS auf - mit den Bildern, die das rote Lichtspektrum darstellen. Man hofft, dank dieser Daten rechtzeitig reagieren und Fischschwärme umleiten zu können. Sind die MERIS-Bilder, die das gelbe Lichtspektrum abbilden, intensiv gefärbt, dokumentiert das Gelb starken Sedimentgehalt. So können die Forscher unter anderem die Küstenerosion beobachten und gegebenenfalls Maßnahmen einleiten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. 2. 2002)