London - Das Vordringen der Malaria in Bergregionen Ostafrikas kommt nicht von der globalen Erwärmung. Mit diesem Befund stellen sich Ärzte aus Großbritannien und Kenia explizit gegen den UNO-Klimabeirat IPCC. Dieser sieht insektenübertragene Krankheiten weltweit vordringen, seit die Erwärmung für die Insekten neue Regionen öffnet.Auf den ersten Blick sieht es in Ostafrika auch durchaus so aus: Malaria wandert die Berge hinauf. Und global sind die Temperaturen seit hundert Jahren um 0,6 Grad gestiegen. Aber in den betroffenen Regionen, deren langjährige meteorologische Daten von den Ärzten ausgewertet wurden, sind sie nicht gestiegen. Mit ihrer Kritik am IPCC schließen sich die Mediziner dem Entomologen Paul Reiter an, der seit längerem jeden Zusammenhang des Klimas mit Malaria bestreitet. Sein Argument: Die Krankheit war während des extrem kalten 17. Jahrhunderts in Nordeuropa weit verbreitet. Auch die Behörde, für die Reiter arbeitet - die "Centers for Disease Controll" -, wurde 1946 eigens zur Ausrottung der Malaria in den USA gegründet. Das ist auch gelungen, und deshalb ist der Streit um das Klima nicht akademisch. Die Mediziner sehen ganz andere Gründe für das Vordringen der Malaria in Ostafrika: veränderte Landnutzung, Kriege, Resistenzbildung von Krankheitserregern und -überträgern. Diese erfordern andere Gegenmaßnahmen. (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. 2. 2002)