International
Besorgnis über Umgang der US-Regierung mit den Medien
Internationales Presseinstitut: Druck auf US-Medien gestiegen Tod - Kolumbien ist das "gefährlichste Land" für Journalisten
Wien - Mit Sorge und "Überraschung" beobachtet das
International Press Institute (IPI) in den USA den Umgang der
Bush-Administration mit den Medien. Dies erklärte IPI-Direktor Johann
P. Fritz am Donnerstag bei der Präsentation des "World Press Freedom
Review 2001" in Wien. Es sei geradezu ein "Schock" gewesen, zu
beobachten, wie das Klima für Pressefreiheit in den USA nach den
Anschlägen am 11. September rauher geworden sei. Für andere Staaten,
auch in Westeuropa, habe der "Krieg gegen den Terror" im Vorjahr
ebenfalls einen Anlass für Versuche, den Aktionsradius von Medien
einzuengen, geboten.Interventionen der US-Regierung bei Medien
"Die Bush-Administration hat kein Vertrauen zu den Medien und
traut ihnen nicht zu, dass sie ihre Arbeit objektiv machen", so
Fritz. Als Beispiele für den "Wunsch, die Medien zu kontrollieren"
nannte er etwa die Intervention von US-Präsident George W. Bush in
Katar, wo der arabische Sender Al-Jazeera seinen Sitz hat, sowie
Versuche des State Departments, ein Interview mit einem
Taliban-Führer im Sender Voice of America zu verhindern. Die nun
bekannt gewordenen Pläne im amerikanischen Verteidigungsministerium,
ausländische Medien gezielt mit Falschmeldungen zu füttern, weise in
die selbe - falsche - Richtung.
Rückschritte für Pressefreiheit unter Putin
Als nach wie vor alarmierend beschreibt das IPI die Entwicklung in
Russland im vergangenen Jahr. Unter Präsident Wladimir Putin habe es
eindeutige Rückschritte für die Pressefreiheit gegeben, die vor allem
im Bereich der elektronischen Medien augenscheinlich seien: "Er will
jeden einzelnen Sender kontrollieren", so Fritz. In den USA und in
Russland würden die Regierenden derzeit eigentlich nach dem selben
Muster vorgehen, so die Einschätzung beim IPI - mit einem
Unterschied: In den USA werde die Entwicklung zumindest medial zur
Sprache gebracht und breit diskutiert, was in Russland nicht der Fall
sei.
Instrumentalisierung der Medien
Generell ortet Fritz weltweit bei Regierungen ein hohes Ausmaß an
Unverständnis für die Rolle der Medien. Regierungen würden fast
überall versuchen, die Medien für "Missionen" einzusetzen, was ganz
und gar nicht deren Aufgabe sei. Wachsamkeit sei auch in Westeuropa
angesagt. Versuche, die Pressefreiheit einzuschränken, seien hier
häufig "subtiler" und auf legislativer Ebene angesiedelt.
"Alte Gewohnheiten er politischen Clique" in Österreich
Im Österreich-Kapitel des Reviews wird denn auch die Reform der
Strafprozessordnung erwähnt, mit deren Entwurf Justizminister Dieter
Böhmdorfer (F) auf heftige Ablehnung gestoßen war (Stichwort:
Journalistenstrafen). Weiters sieht der Bericht im Jahr 2001 "mehr
Druck auf die redaktionelle Unabhängigkeit des ORF", positiv bewertet
das IPI die Tatsache, dass mit Monika Lindner erstmals eine Frau an
der Spitze des ORF steht. Trotz des neuen ORF-Gesetzes seien aber die
"alten Gewohnheiten der politischen Clique" noch immer vorhanden, so
Fritz. Generell ortet er in Österreich im Vorjahr aber "nichts
wirklich Aufregendes".
55 Journalisten im Vorjahr weltweit getötet
55 Journalisten und Medienmitarbeiter sind im Vorjahr weltweit
getötet worden. Dies geht aus der Jahresstatistik des International
Press Institutes (IPI) mit Sitz in Wien hervor, die am Donnerstag
veröffentlicht wurde. Im Jahr 2000 waren es 56 gewesen. 101
Journalisten saßen 2001 auf Grund ihrer Tätigkeit im Gefängnis.
Allein in Kolumbien wurden elf Journalisten getötet, der
lateinamerikanische Staat bleibe damit "das gefährlichste Land der
Welt, um Journalismus auszuüben", so das IPI. Elf Journalisten wurden
auch in Europa getötet, zwei davon - in Spanien und und Nordirland -
fielen Terror-Anschlägen zum Opfer.
In den USA starb ein Fotoreporter, der am 11. September die
Ereignisse am "Ground Zero" dokumentierten wollte, ein
US-amerikanischer Fotoreporter starb an den Folgen einer
Anthrax-Attacke. Acht Journalisten kamen in Afghanistan in einem
Zeitraum von nur 17 Tagen ums Leben. Als positiv vermerkte das IPI,
dass 2001 in Afrika nur ein Journalist getötet wurde - nach neun
Toten im Jahr zuvor und 19 im Jahr 1999.(APA)