Wirtschaft
Wirtschaft und Exekutive machen gegen Kriminalität mobil
Schaden durch Wirtschaftsdelikte von über einer Milliarde Euro
Wien - Die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Exekutive gegen
die organisierte Wirtschaftskriminalität soll intensiviert werden.
Dazu haben sich am Freitag im Rahmen der Enquete "Sicherheit &
Wirtschaft" der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, Walter
Nettig, und Innenminister Ernst Strasser (V) entschlossen. Österreichs Wirtschaft entstehe durch Wirtschaftsdelikte ein
jährlicher Schaden in der Höhe von über einer Mrd. Euro (13,76 Mrd.
S), in Westeuropa insgesamt knapp 400 Mrd. Euro. "Ermittlungen zeigen
immer deutlicher, wie eng Wirtschaftskriminalität mit der
organisierten Kriminalität verbunden ist", führte Herwig Haidinger,
Leiter Gruppe Kriminalpolizei im Innenministerium, in seinem Referat
aus.
Kriminalität im elektronischen Sektor wächst
Wirtschaftskriminelle seien, so Haidinger, meist gebildet,
sprechen mehrere Sprachen und nützen Gesetzeslücken geschickt aus:
"Diese Organisationen haben unternehmensähnliche Strukturen, sie
versuchen Politik und Medien, Verwaltung, Justiz und Wirtschaft zu
beeinflussen - nicht selten mit Gewalt und Einschüchterung." Besonders am elektronischen Sektor hat die Wirtschaftskriminalität
ein enormes Wachstum zu verzeichnen: Die Dienststelle zur Bekämpfung
von Computerkriminalität registrierte in den ersten beiden Monaten
dieses Jahres fast so viele Anzeigen wie im gesamten Jahr 2001.
Die Währungsumstellung von Schilling auf Euro ließ auch das
Aufkommen von Falschgeld ansteigen. "Die Bargeldumstellung hat
Falschgeldverbreiter angeregt, ihre Lagerbestände abzubauen", so
Erich Zwettler von der Interpol Wien. Durch gute internationale
Zusammenarbeit der Exekutive konnten vergangenes Jahr
Geldfälscherbanden aus Litauen, Bulgarien, Italien und Jugoslawien
ausgehoben werden. Dennoch beliefen sich die Schadenssummen auf
fünfstellige Euro-Beträge.
Unternehmens-Ängste nehmen
"Die subjektive Unsicherheit der Unternehmen wächst. Und wir
wollen diese Ängste gemeinsam ernst nehmen", bekräftigte
Wirtschaftskammerpräsident Nettig. Eine "Dienstleistungskultur" will
Innenminister Strasser bei seinen Beamten etablieren. Besonders die
Anhebung der Sicherheitsstandards in den an Österreich grenzenden
Ost-Staaten ist Strasser ein Anliegen: "Wir müssen höchstes Interesse
am EU-Beitritt dieser Länder haben, damit auch sie diesen
Sicherheitslevel rasch erreichen."
Der Innenminister unterstrich erneut sein Vorhaben den
Beamtenapparat "abzuspecken" zu wollen. Im Endeffekt sollten aber
mehr Exekutivbeamte als vorher auf Streife geschickt werden.
Überwachungsstaat soll Österreich laut Strasser dennoch keiner
werden: "Optimal ist ein feiner Mix aus persönlicher Freiheit für den
Bürger und Gewährleistung von Sicherheit." (APA)