International
Italienische Genua-Ermittler ziehen Zwischenbilanz
Befragungen in Berlin seien "sehr nützlich" gewesen - Demonstranten würden "nur" formal als Beschuldigte befragt
Berlin - Italienische Ermittler haben in Berlin eine
positive Zwischenbilanz ihrer Befragung deutscher
Globalisierungsgegner gezogen, die sich als Opfer von Übergriffen der
Polizei beim G8-Gipfel in Genua sehen. Die seit einer Woche laufenden
ersten Befragungen in Berlin seien "sehr nützlich" gewesen, sagte
Oberstaatsanwalt Francesco Pinto am Freitag in Berlin vor der Presse. Im Beisein von Pinto und einem weiteren italienischen
Oberstaatsanwalt hat die Berliner Staatsanwaltschaft bisher zehn
deutsche Globalisierungsgegner vernommen, die bei den gewalttätigen
Auseinandersetzungen während des Welt-Wirtschaftsgipfels im Juli
vergangenen Jahres verletzt wurden. In Berlin sollen noch sechs und
im übrigen Bundesgebiet 24 weitere Globalisierungsgegner vernommen
werden.
"Formal" Beschuldigte
Die beiden italienischen Oberstaatsanwälte widersprachen
Vermutungen, ihre Ermittlungen würden sich gegen die Betroffenen
richten. "Grundsätzlich werden diese Personen von den
Ermittlungsbehörden in Italien als Opfer von Übergriffen der Polizei
angesehen und als Zeugen vernommen", sagte Pinto. Nur aus formalen
Gründen würden die Gipfel-Kritiker auch als Beschuldigte befragt.
Während des von Krawallen begleiteten Gipfels wurden etwa 300
Personen vorübergehend festgenommen, darunter 71 Deutsche. Betroffen
waren auch acht Mitglieder der österreichischen VolxTheaterKarawane,
die nach dem Gipfel wegen des Verdachts von Verbindungen zur
Anarchistengruppe Black Block festgenommen und drei Wochen in U-Haft
gehalten worden waren. Die beiden derzeit in Berlin ermittelnden
Italiener wollen nach eigenen Angaben die Vorfälle an drei Orten in
Genua aufklären. Der Schwerpunkt liege auf dem Vorgehen der Polizei
in einer Schule.
Zahlreiche Demonstranten verletzt
Bei der Razzia der Polizei waren zahlreiche Demonstranten, die
dort übernachtet hatten, verletzt worden. Im Rahmen ihres
Ermittlungskomplexes seien bisher 70 Verfahren gegen italienische
Polizisten, darunter auch gegen Führungskräfte des Polizeistabes,
eingeleitet worden, sagte Pinto. (APA/Reuters)