Bei der
Telekom Austria
(TA) dürfte ein Eigentümerwechsel unmittelbar bevorstehen. "Im Februar ist die
Zeit des Ausverkaufs, und da
feilscht man eben um den
Preis", zitieren gut informierte
Unternehmenskreise einen
Spitzenmanager der
Telecom-Italia
-Gruppe (TI).
TI-Spitzenmanager in Wien
Als deutliches Indiz, dass
sich die von ÖIAG-Chef Peter
Michaelis als "angespannt"
bezeichneten Verhandlungen
im Endspurt befinden, werten
Insider, dass TI-Spitzenmanager dieser Tage nach Wien gekommen sind, um der ÖIAG
und Finanzminister Karl-Heinz Grasser ihren Verkaufsvorschlag zu präsentieren. An Entschlossenheit mangelt es den Italienern, die an
der TA 29,8 Prozent und (über
ihre Handytochter Tim) an A1
Mobilkom 25 Prozent plus eine Aktie halten, nicht. Die TI
schließt gerade ihre Niederlassung in Wien. Und: Im neuen TI-Strategieplan kommt
Österreich überhaupt nicht
mehr vor.
Getrennter Verkauf geplant
Dieser sieht, zum Leid der TA-Aktionäre, einen getrennten Verkauf von Festnetz-Mutter (samt Jet2web Internet und
Datakom) und Mobilkom vor.
An A1 und deren Töchtern
Vipnet (Kroatien), Si.mobil
(Slowenien) und Mobilkom
Liechtenstein sei - entgegen
anderslautenden Gerüchten -
Vodafone „sehr interessiert“,
heißt es in TI-Kreisen.
Die Schwierigkeit dabei:
Die
Italiener können nur über ein
Viertel der Mobilkom verfügen, und ohne Zustimmung
des TA-Hauptaktionärs ÖIAG
geht gar nichts. Detail am Rande: Bei einer
Präsentation der TA-Gruppe
auf der Wiener EDV-Messe
Exponet fehlte die Mobilkom
bereits im Organigramm. Weil A1 eine eigenständige Marke
sei, wie es inoffiziell heißt.
Mit dem Erlös aus dem A1-Verkauf - das Investmenthaus
SchroderSalomonSmithBarney schätzte den Wert jüngst
auf gut 4,6 Mrd.
(63,29 Mrd.
S) - wäre die TA nicht nur mit
einem Schlag entschuldet, sie
könnte der ÖIAG sogar eine
fette Sonderdividende abliefern. Womit die ÖIAG genug
Geld hätte, um die TI aus der
TA auszukaufen.Übernahmeangebot
In diesem Fall wäre aber ein
Übernahmeangebot an den Streubesitz fällig, und die TA
würde vom Kurszettel der
Wiener Börse verschwinden.
Michaelis hat bereits ventiliert, dass er seinem Aufsichtsrat bei einem „attraktiven Szenario“ ein Delisting
sogar „empfehlen“ würde.
„Ich befürworte ein alternatives Ausstiegsszenario nur,
wenn dies deutliche Vorteile
gegenüber einem Delisting
bringt“, so Michaelis.
Schwerer Schlag für die Börse
Um der Wiener Börse diesen
schweren Schlag zu ersparen,
könnte der italienische Anteil bei Banken oder Fonds „geparkt“ werden. Von TI-Unternehmenskreisen wird dafür
auch die Unicredito ins Spiel
gebracht - „falls die ÖIAG weiterhin auf der Bremse steht“,
wie es heißt. Dem Regierungsauftrag folgend, könnte die
ÖIAG später einen weiteren
Privatisierungsschritt setzen.
Angesichts der neuen Wertsteigerungsstrategie der ÖIAG
befürchtet man in der ÖVP
allerdings, dass die TA wieder
zur Gänze ins Staatseigentum
rückgeführt werden könnte.(Luise Ungerboeck/ Der Standard, Printausgabe vom 23./24.2.2002)