Paris - Deutschland bringt der France Télécom (FT) kein Glück. Nachdem der französische Konzern schon 1999 die Partnerschaft mit Deutsche Telekom im Streit aufgelöst hat, überwirft er sich nun auch mit dem Handybetreiber MobilCom, an dem er 28,5 Prozent des Kapitals hält. Ursache des Streits: Ende 2001 präsentierte Gerhard Schmid, der gerissene MobilCom-Chef, öffentlich ein Schreiben aus dem Jahre 1999, in dem sich FT verpflichtete, zehn Mrd. Euro in den Aufbau des UMTS-Mobilfunknetzes zu stecken Schuldenlast FT, seit dem Kauf von Orange mit nicht weniger als 65 Mrd. Euro verschuldet, will davon aber nichts mehr wissen - und machte auch publik, dass sie noch höchstens ein paar Hundert Millionen in Schmids UMTS-Geschäft investieren wolle. Das drückte natürlich auf den Aktienkurs von MobilCom, worauf Schmid den Verdacht äußerte, FT stecke dahinter und wolle das Unternehmen dadurch billig aufkaufen. Im Dezember verbündete er sich mit nicht genannten Investoren. Groß war Ende Jänner die Verblüffung, als bekannt wurde, dass niemand anderer als Schmids Ehefrau Sybille über fünf Prozent der MobilCom-Aktien gekauft hatte. Die Franzosen vermuten, dass dies auf illegale Weise mit Firmengeldern geschehen sei, und verlangen Aufklärung. Bis dahin werde es kein weiteres geschäftspolitisches Engagement geben. Damit drückt sich FT um den Entscheid, ob sie bei Mobilcom ganz aus- oder im Gegenteil einsteigen will. Ein Rückzug wäre eine strategische Katastrophe; die Übernahme der MobilCom-Mehrheit würde die FT-Geschäftsrechnung hingegen mit fünf bis sechs Mrd. Euro belasten. Und dies zu einem Zeitpunkt, da der Staatskonzern massive Rückstellungen vorbereitet, um im März einen Milliardenverlust anzukündigen. (Stefan Brändle, DER STANDARD, Printausgabe 23.2.2002)