Meist werden Räume für die Kunst geschaffen, die man klassifiziert, benotet und für museumswürdig erachtet hat. Manchmal ergreift die Kunst aber auch einfach selbst (öffentliche) Räume, zurück bleiben oft nur dokumentierte Erinnerungen an Kunst auf Zeit. Der Weg von der "normalen" Galerie zu Vereinsgründung und Übergang zur Fördergalerie dauerte - und dauert - mittlerweile 18 Jahre: Wenn eine Fördergalerie wie die Salzburger Galerie Eboran im Jahr durchschnittlich zwei Werke verkauft, stellt sich die Frage einer kommerziellen Existenz von vornherein nicht. Sie erfüllt damit eher die Funktion der Vorselektion des Marktes, des Aufbaus eines experimentellen, risikoreich(er)en künstlerischen Umfeldes, der Präsentation von Talenten und neuen formalen Wegen. Die Gründerin der Eboran, Veronika Hitzl, hat ihren Weg der Kunstvermittlung immer als persönliche Parallelstraße zu ihrem Beruf, zur Existenzsicherung, verstanden. Aus kleinen persönlichen Anregungen in ihrer Kindheit entstehen Begeisterung und wachsendes Interesse an der Bildenden Kunst, die eine konkrete Kunst(aus)bildung ersetzen: Intuition und "Learning By Doing" als Eigenschaften, die in einer Zeit der zunehmenden "Kultur/ Kunst-Zertifikate" eher die Ausnahme darstellen. Veronika Hitzl kann man - mit ihrem Engagement für die Kunst - im weiteren Sinn als "Hausbesetzerin" verstehen, sie besetzt(e) mit ihrer Galerie Räume, die zuvor andere Funktionen im Alltagsleben erfüllt haben, der "rote Faden" ihrer Ausstellungstätigkeit. Als erste Basisstation der Kunstvermittlung diente Veronika Hitzl die eigene Arbeitsstätte als Dentalhygienikerin: in einer Zahnarztpraxis wurde die Eboran als eigenständige Galerie definiert. Junge Künstler waren und sind der geistige "Stoff" ihres Engagements: "Für mich reichen einige wenige KünstlerInnen nicht aus, die man über einen längeren Zeitraum betreut, ich brauche das immer Neue von jüngeren, das Mitwachsen mit dieser Herausforderung". Von 1984 bis 1991 wurde die Arztpraxis in doppelter Funktion als Galerie zu den üblichen "Öffnungszeiten" betrieben, im späteren Verlauf eine Waschküche im Dachbodenbereich adaptiert. Einige wichtige Künstler, die in dieser Zeit zu sehen waren: Eva Möseneder, Konrad Winter, Rainer Iglar, Ulrike Lienbacher, Dieter Huber, Werner Reiterer, Gottfried Goiginger, Manfred Willmann. Da die Eboran jedoch eher das Engagement, künstlerisches Gespür und Risikofreude ihrer Gründerin als die "betriebswirtschaftliche Vernunft" widerspiegelte, wurde zur Weiterführung 1992 der Verein "Galerie Eboran - Verein zur Förderung junger KünstlerInnen" gegründet. Dieser Schritt wurde zuvor schon durch die Übersiedlung in eine ehemalige Reifenhandlung samt Garage und Dachboden manifestiert. Den spannungsgeladenen Kontrast bildete dazu die Kunst, die in dieser Phase beispielsweise von Wilhelm Scherübl, Andrew Phelps, Lauren Ewing, Johannes Steidl, Kurt Kaindl oder Laurids Ortner stammte. In diese Zeit fällt auch die erste Zusammenarbeit mit der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst, die bis heute besteht. 1995 siedelte man wieder ein "Hauseck" weiter, gleich über die Straße in einen ehemaligen türkischen Club. Der letzte Umzug 1999 führte die Galerie in eine aufgelassene Polizeiwachstube. Wo früher Kleinkriminalität verfolgt wurde (samt Haftzelle), hat sich jetzt die Kunst eingerichtet und festgesetzt, die frühere Kennzeichnung wurde von einem zum Verwechseln ähnlichen Galerieschriftzug abgelöst. Durch die Vereinsgründung ist es Veronika Hitzl und der Galerie Eboran gelungen, durch Förderungen der "öffentlichen helfenden Hände" (zu etwa gleichen Teilen Stadt/Land/Bund) ihre Galerie-Existenz für die nächsten Jahre abzusichern, um auch weiterhin ein so engagiertes Programm fortführen zu können. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24. 2. 2002)