Etat
Kirch: "Murdoch ist ein Haifisch"
Leo Kirch will nicht als "Zocker" gelten und verteidigt seine Geschäftspolitik
Der Münchner Medienhändler Leo Kirch will auch
angesichts der schweren Krise seines Unternehmens nicht als "Zocker"
gelten. "Ich war nie ein Spieler, sondern allenfalls ein Unternehmer
mit Sportsgeist", sagte der 75-jährige Firmengründer in einem am
Samstag vorab veröffentlichtem Interview mit dem Hamburger
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel"
. Ihn habe kein "Größenwahn" geleitet, "sondern die Idee, maximales Eigentum zu erwerben, um
Maximales zu bewegen." Die Krise seines Konzerns nehme er ernst.
Kirchs Geschäftsführer Dieter Hahn bezifferte im "Spiegel" die
Schulden des Unternehmens auf "exakt 6,5 Milliarden" Euro (89,4 Mrd.
S).
"Murdoch ist ein Haifisch"
Der als äußerst öffentlichkeitsscheu geltende Kirch verteidigte
auch seine Entscheidung, den US-australischen Medienunternehmer
Rupert Murdoch zum Mit-Gesellschafter seines Bezahlfernsehens
Premiere zu machen. "Das brachte uns seinerzeit viel Geld und viel
Wissen ein", sagte der Medienhändler. Er räumte aber ein, dass es ein
Risiko gewesen sei, Murdoch weitgehende Rückkaufsrechte einzuräumen.
"Murdoch ist ein Haifisch", sagte Kirch. Murdoch besitzt eine
Ausstiegsoption für seinen Anteil an Premiere. Er kann sich ab dem 1.
Oktober aus dem Engagement zurückziehen und dann von Kirch eine
Milliardensumme verlangen. Auf die Frage, ob Murdoch ihn um sein
Lebenswerk bringen wolle, sagte Kirch: "Dann frisst er mich eben. Der
Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Die Knochen wird auch
Murdoch mir schon lassen."
"Stabile Kapitalstruktur" bis Ende Juni
Geschäftsführer Hahn kündigte vor dem Hintergrund der immensen
Schuldenlast an, dass bis Ende Juni "eine stabile Kapitalstruktur"
stehen müsse. Hauptsorgenkind sei Premiere: "Unser enormer
Kapitalbedarf dort hat eine Größenordnung erreicht, die nicht mit
mehr von einem einzelnen Unternehmer ohne stabile Partner realisiert
werden kann", sagte Hahn. Zu der am Freitag verschobenen Fusion
zwischen den Konzerntöchtern KirchMedia und ProSiebenSat.1 sagte er,
ein solcher Zusammenschluss sei "nur unter klaren Prämissen machbar." (APA)