Chancen
Die fortschreitende Enträtselung des menschlichen Genoms und die damit einhergehende Identifizierung genetischer Krankheitsverursacher erschließen den Biotech-Unternehmen faszinierende Aussichten.
Entscheidend für den Erfolg der einzelnen Unternehmen ist die Zulassung und der Markterfolg neuer Medikamente. Viele Biotech-Unternehmen sind davon noch meilenweit entfernt, selbst wenn der Zulassungsprozess gerade in den USA in den vergangenen Jahren wesentlich verkürzt wurde - von durchschnittlich 15 auf etwa fünf Jahre. Erforderte Kosten: geschätzte 150 Millionen Dollar (171,42 Millionen Euro, 2,359 Milliarden Schilling).
Risiken
Wobei mehr als die Hälfte der neuen Mittel, die bis in die dritte und letzte Phase der Zulassungsprozedur kommen, es aber trotzdem nicht schaffen.
Damit sind auch die Risiken für Investoren deutlich. Das Börseninteresse konzentriert sich nach den Pleiten des vergangenen Jahres deshalb besonders auf Unternehmen, die bereits Gewinne schreiben oder knapp davor stehen, und die genügend Finanzpotenzial und aussichtsreiche Medikamente in der Pipeline haben.
Für den privaten Anleger ist es schwierig, eine Übersicht über diesen komplexen Sektor zu gewinnen und einzelne Titel herauszupicken.
Markus Metzger, Analyst beim renommierten Schweizer Bankhaus Vontobel, sieht die europäischen Biotech-Werte gegenüber den US-Titeln klar unterbewertet. "Im Moment läuft der Trend gegen Biotech, obwohl sich fundamental nicht viel geändert hat. Da spielt die Enttäuschung über ImClone - der Firma wurde die Zulassung für ein wichtiges Medikament verweigert - mit."
Metzger empfiehlt Actelion ("neues Medikament gegen Lungenbluthochdruck, eine Nischenindikation, die weltweit allein vermarktet wird"), BioMarin ("gute Pipeline, Zulassung eines neuen Medikamentes im vierten Quartal zu erwarten") und Serono.
Alternative
Wer sich die Auswahl unter den vielen Aktien nicht zumuten will, dem bieten sich Sektor-Zertifikate oder Investmentfonds als Alternativen an. Sie schützen zwar nicht gegen Rückschläge im Sektor, verteilen aber die Risiken besser als Einzelengagements.(Nikolaus Dolenz, Der Standard, Printausgabe,25.02.2002)