Linz - Die Antworten kamen mit einer Entschlossenheit, die auch den routinierten Umfrageprofi David Pfarrhofer überraschten. Als das market-Institut in der Vorwoche 400 wahlberechtigte Österreicher fragte, "Wer ist Ihrer Meinung nach als Sieger aus diesen Auseinandersetzungen innerhalb der FPÖ hervorgegangen?", nannten 46 Prozent spontan Jörg Haider, nur 19 Prozent Susanne Riess-Passer. Pfarrhofer: "Auffallend ist, dass sich die - weniger werdenden - FPÖ-Anhänger da am wenigsten sicher sind." In Zahlen sieht es für die FPÖ derzeit so aus: Nur acht Prozent bekennen sich als ihre Wähler, nur zwölf Prozent wollen sich daran erinnern, zuletzt FPÖ gewählt zu haben. Das spiegelt sich auch in der aktuellen market-Hochrechnung wider: Sie gibt der FPÖ nur 21 Prozent; verglichen mit 26 Prozent, die sie nach ihrem Temelín-Volksbegehren hatte. Der Streit in der FPÖ wurde von 61 Prozent als "wichtige Frage" erlebt - auf die konkrete Frage, ob Jörg Haider gestärkt oder geschwächt wäre, sagen 45 Prozent, er wäre gestärkt, 44 Prozent sehen ihn geschwächt. Für Riess-Passer sieht es ähnlich aus: 46 Prozent sehen sie gestärkt, 38 Prozent geschwächt. Als Kanzlerin kommt Riess-Passer derzeit für 13 Prozent infrage, die eigene Gefolgschaft steht etwa zur Hälfte hinter ihr. Ähnlich ist es mit Alfred Gusenbauer (den sich zwölf Prozent als Kanzler wünschen): Er hat zwar knapp die Hälfte der SP-Wähler, sonst aber kaum jemanden für sich. Immer noch keinen Kanzlerbonus hat Wolfgang Schüssel: Die ÖVP-Wählerschaft hat er zu zwei Dritteln hinter sich, insgesamt kommt er aber nur auf 24 Prozent. Das ist genau so viel, wie der Chef der kleinen Oppositionspartei, Alexander Van der Bellen bekäme. Er punktet vor allem bei gebildeten, städtischen Wählern. (Conrad Seidl, Der Standard, Printausgabe, 25.02.02)