Wintersport
Mühlegg des Dopings überführt
Johann Mühlegg wurde die Goldmedaille über 50 km aberkannt - Russinnen Lasutina und Danilowa ebenfalls disqualifiziert - Größter Dopingskandal seit Ben Johnson 1988
Salt Lake City - Johann Mühlegg und Larissa Lasutina
haben bei den Olympischen Winterspielen für den größten
Doping-Skandal seit Ben Johnsons Sündenfall bei den Sommerspielen
1988 in Seoul gesorgt. Die Exekutive des Internationalen Olympischen
Komitees (IOC) hat am Sonntagabend den Langlaufstars aus Spanien bzw.
Russland die Goldmedaillen über 50 km bzw. 30 km aberkannt. Beide
wurden wie auch die im 30 km-Bewerb an achter Stelle klassierte
Russin Olga Danilowa disqualifiziert und von den Winterspielen
ausgeschlossen. Dies teilte IOC-Generalsekretär Francois Carrard in
Salt Lake City mit. In allen Fällen wurde das Blutdopingmittel
Darbepoetin alfa nachgewiesen.Rogge: "Mühlegg hat seinen moralischen Kredit verspielt"
Mühleggs zuvor erkämpfte Olympiasiege über 30 km und im
Verfolgungsrennen sind nach den Regeln nicht aberkannt worden, weil
die Tests nach beiden Wettkämpfen negativ waren. IOC-Präsident
Jacques Rogge sagte, Mühlegg habe seinen moralischen Kredit
verspielt. "Ein Athlet kann dann nicht mehr als olympischer Champion
anerkannt werden", meinte der Belgier. Rogge bewertete den Fall als
Erfolg für den Anti-Doping-Kurs des IOC: "Ich bin niemals besorgt,
wenn es einen Doping-Fall gibt."
Bei Trainingskontrolle positiv getestet
Bei einer unangemeldeten Trainingskontrolle am vergangenen
Donnerstag war der Allgäuer positiv getestet worden. Mühlegg wird für
das Vergehen vom Ski-Weltverband FIS für zwei Jahre gesperrt werden.
Die Zweit- und Drittplatzierten des 50 km-Rennens, Michail Iwanow
(RUS) und Andrus Veerpalu (Estland), erhalten Gold und Silber. Bronze
geht an den Norweger Odd-Björn Hjelmeset, der Österreicher Michail
Botwinow rückt hinter dem Deutschen Andreas Schlütter auf Rang fünf
vor.
Lasutina ebenfalls gedopt
Lasutina, die mit ihrem 30 km-Sieg in der ewigen Bestenliste auf
Rang zwei hinter Björn Dählöie vorgestoßen wäre, verliert Gold an die
Italienerin Gabrielle Paruzzi, deren Landsfrau Stefania Belmondo und
die Norwegerin Bente Skari nun Silber und Bronze erhalten.
Wirkstoff Darbepoetin alfa
Bei der Analyse der Mühlegg-Probe fanden die Kontrolleure das
Blutdopingmittel Darbepoetin alfa, das auch unter dem Begriff NESP
bekannt ist. Es ist vom Erythropoietin (EPO) abgeleitet, wirksamer,
aber mit einer Halbwertzeit von 25,3 Stunden drei Mal so lange
nachweisbar wie EPO. NESP hatte erstmals im Zusammenhang mit der
Spanien-Rundfahrt für Radprofis im vergangenen Jahr für
Aufmerksamkeit gesorgt. Darbepoetin alfa steht jedoch nicht
ausrücklich auf der Verbotsliste des IOC. Sie führt jedoch als eine
besondere Gruppe artverwandte Substanzen auf. Die Medizinische
Kommission des IOC entschied, dass das Darbepoetin alfa dazu zählt.
Mühlegg 1995 von deutscher Nationalmannschaft ausgeschlossen
Mühlegg startet seit Ende 1999 für Spanien, nachdem er 1998 im
Unfrieden den Deutschen Skiverband (DSV) verlassen hatte. Auslöser
war die so genannte "Spiritisten-Affäre" bei der WM 1995, in deren
Folge er aus der deutschen Nationalmannschaft ausgeschlossen wurde.
Vor seinem Olympiasieg über 50 km hatte es bei Mühlegg bereits
Unklarheiten um die obligatorische Blutkontrolle gegeben. Der
Weltmeister hatte nach dem Rennen zugegeben, dass die erste Probe
leicht über dem erlaubten Grenzwert von 17,5 lag. Mühlegg hatte das
erhöhte erste Ergebnis mit einer Spezial-Diät und Durchfall in der
Nacht vor dem Rennen begründet.(APA)