Wien - Für die Einführung eines Kurs- bzw. Modulsystems und mehr "Überfachlichkeit" an der AHS-Oberstufe plädiert SPÖ-Bildungssprecher Dieter Antoni im APA-Gespräch. Die Reformpläne der Regierung seien zwar von der Richtung her durchaus akzeptabel und würden den Weg für Weiterentwicklungen nicht verbauen. Die SPÖ-Vorstellungen würden aber durchwegs weiter gehen und zu einer Aufhebung der Typen in Gymnasium, Realgymnasium und Wirtschaftskundliches Realgymnasium führen. Das Schwergewicht bei der Matura möchte Antoni schriftlich auf eine Fachbereichsarbeit sowie mündlich auf fachliche Gesprächs- und Präsentationsfähigkeit legen. In der 5. Klasse der AHS sollen die Schüler laut Antoni auf das nachfolgende Kurs- und Modulsystem vorbereitet werden. Die 6. Klasse könnte dann einen Übergang weg vom herkömmlichen Klassensystem zu einem flexiblen Modulkonzept bilden, ab der 7. Klasse würde ausschließlich in Kursen und Modulen unterrichtet. Dabei will Antoni aber den Schülern nicht ganz die freie Wahl überlassen: "Es muss natürlich ein verbindliches Kurssystem geben, das 60 bis 70 Prozent der Inhalte der Gegenstände umfasst und sicherstellt, dass - wenn diese Dinge positiv erledigt sind - die Matura abgelegt ist." Darüber hinaus sollen Module absolviert werden, die der Schüler nach seinen Interessen und vor allem im Hinblick auf sein späteres Studium wählen kann. Das verbindliche Kurssystem soll laut Antoni in drei Bereichen angeboten werden: Geistes- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Sprachen. Aus allen Bereichen müssten dann eine bestimmte Anzahl an Lehrgängen gewählt werden, die semesterweise zu absolvieren wären. Wer einen Abschluss nicht schaffe, müsse nach einigen Wochen eine Nachholprüfung bestehen. Lehrer sollten außerdem so ausgebildet werden, dass sie "ihre" Gegenstände auch in einer Fremdsprache unterrichten können. Gleichzeitig will der SPÖ-Bildungssprecher die "überfachliche Kompetenz" als vierte Schiene stärker berücksichtigt wissen. In diese Gruppe gehörten die Förderung von Kreativität, Flexibilität, Gruppenfähigkeit, Teamarbeit, Gesprächsfähigkeit und sozialer Kompetenz. Solche "verbindlichen Übungen" sollen im freiwilligen Modulbereich angeboten werden. "Lernen, Lernen, Popernen" Eine künftige Matura stellt sich Antoni "ein bisschen anders" als heute vor. Es könne nicht sein, dass jemand acht Jahre lang sämtliche Gegenstände positiv durchlaufe und wenige Monate vor Ende dann Gefahr laufe, die Reifeprüfung nicht zu schaffen. Von den Schülern solle man vielmehr eine solide Fachbereichsarbeit verlangen, die bei der mündlichen Prüfung dann präsentiert und diskutiert werden soll. Die Prüfungsfragen der Kommission wären dann im Umfeld dieser Arbeit angesiedelt. Ein solches System könnte zunächst in einem Schulversuch erprobt werden. Ein Anliegen ist dem SPÖ-Bildungssprecher auch ein verstärktes Schulangebot im ländlichen Bereich, das die "gesamte Breite der Begabungen" abdeckt. So solle etwa an einem AHS-Standort auch eine Berufsbildende Höhere Schule zur Verfügung stehen. Dies wäre zum Teil in den vergangenen Jahren durch das Entstehen kleiner "Schulzentren" bereits passiert. Didaktisch will Antoni den Unterricht so gestalten, dass die Kinder vermehrt eigenständig "Lernen lernen". Dieses eigenverantwortliche Lernen könne natürlich nicht von heute auf morgen geschehen, sondern müsse "von unten", also ab der Volksschule, vorbereitet werden. Dies sei auch eine Voraussetzung für die Fähigkeit zum von der EU geforderten selbstständigen lebensgestaltenden Lernen. (APA)