Jerusalem - Israels Ministerpräsident Ariel Sharon ist nach längerem Zögern zu einer Diskussion mit Saudiarabien über einen neuen Nahost-Friedensplan bereit. Sharon habe die US-Regierung gebeten, einen öffentlichen oder geheimen Kontakt zu Saudiarabiens Kronprinz Abdullah herzustellen, teilte der israelische Rundfunk am Montag mit. Der Plan sieht vor, dass sich Israel auf alle Positionen vor Beginn des Sechs-Tage-Krieges von 1967 zurückzieht. Im Gegenzug sollen die arabischen Länder Israel diplomatisch anerkennen und Sicherheitsgarantien abgegeben. Außerdem soll der Handel normalisiert werden.Erstmals kein Bestehen auf vollständigen Rückzug Der in der "New York Times" überraschend präsentierte Vorschlag von Kronprinz Abdullah sieht im Zuge einer Nahost-Friedenslösung weiterhin vor, dass Israel die Souveränität über die Klagemauer und das jüdische Viertel in der Altstadt von Jerusalem erhält. Erstmals signalisierte Saudiarabien, einer der wichtigsten Verbündeten der USA in der Region, dass das Königshaus nicht auf einen vollständigen Rückzug Israels aus den besetzten Palästinenser-Gebieten besteht, sondern auch einen Gebietsaustausch akzeptieren könnte. Der Plan Saudiarabiens geht über das hinaus, was die Palästinenser in den Friedensverhandlungen mit Israel bisher akzeptiert haben. Die US-Regierung hat nach israelischen Angaben Saudiarabien gedrängt, den Friedensplan offiziell am 27. März beim Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Beirut zu präsentieren. Kronprinz Abdullah führt wegen der anhaltenden Gesundheitsprobleme von König Fahd von Saudi-Arabien de facto die Regierungsgeschäfte. Der nach verschiedenen Angaben zwischen 72 und 78 Jahre alte Abdullah ist außerdem der Beauftragte des saudischen Königshauses für arabische Angelegenheiten. Ungeachtet der anhaltenden Kritik in der "New York Times" an der saudiarabischen Politik im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September hatte Abdullah den "New York Times"-Korrespondenten Thomas Friedman zu einem mehrstündigen Gespräch empfangen und später die Veröffentlichung des Friedensvorschlages gestattet. (APA/dpa)