Telekom
Telekom-Experten bezweifeln Erfolg von i-mode in Europa
Mobilkom-Chef Nemsic: "Japanischer Mobilfunkmarkt einheitlicher als europäischer"
Mit i-mode-Handys hat der Mobilfunkanbieter NTT
Docomo in Japan bisher knapp 30 Millionen Kunden für das mobile
Internet begeistert. Über ein Joint Venture mit KPN Mobile soll
i-mode demnächst in Deutschland (über E-Plus), Belgien und den
Niederlanden eingeführt werden. Österreichische Telekom-Experten
bezweifeln jedoch, dass i-mode in Europa eine ähnliche
Erfolgsgeschichte schreiben wird wie in Nippon.Ganz anders
Der japanische Telekom-Markt sei ganz anders strukturiert als der
europäische, sagte Mobilkom Austria-Generaldirektor Boris Nemsic vor
Journalisten am Rande der Handymesse 3GSM World Congress in Cannes.
In Japan gebe es nur wenige Festnetzanschlüsse, daher habe der
Mobilfunk primär schon eine andere Bedeutung. Außerdem gebe es in
Japan nicht die Möglichkeit des Versendens von Kurznachrichten (SMS)
übers Handy: "Dort wird das E-Mail genannt, was bei uns SMS ist."
Kein Thema für die Mobilkom
Der japanische Markt sei nicht wie in Europa von vielen
unterschiedlichen Handyherstellern und Mobilfunkbetreibern
zersplittert, erläuterte Nemsic: "NTT DoCoMo konnte einfach sagen,
wie sie was haben wollen, dadurch konnte i-mode mit einem
einheitlichen Standard eingeführt werden". Weiters würden die
Europäer nicht "täglich zwei Stunden stehend im Zug fahren und daher
lieber ein Handy als andere Menschen vor dem Gesicht haben", so
Nemsic. Daher sei i-mode für die Mobilkom auch "kein Thema".
Eins-zu-Eins-Klon
"i-mode ist auf einen speziellen Markt zugeschnitten", meint auch
Motorola Österreich-Chef Peter Levak. Auf dem europäischen
heterogenen Markt herrschen andere Spielregeln, sagte Levak am Rande
der Handymesse zur APA: "NTT DoCoMo kann in Japan sagen, wo es lang
geht und dadurch eine einheitliche Plattform schaffen". Ein
Eins-zu-Eins-Klon der Erfolgsgeschichte von i-mode in Europa sei
sicher nicht möglich.
1999 gestartet
I-mode wurde im Februar 1999 in Japan gestartet. Bunte Handys mit
Farbdisplay, vielstimmige Klingeltöne in Syntheziser-Qualität,
E-Mail-Funktionen, Spiele und Unterhaltungsanwendungen sind
Erfolgsfaktoren für i-mode in Japan. Mit i-mode können Kunden per
Handy ins Internet gehen und E-Mails aus dem weltweiten Datennetz
abrufen. i-mode soll in Europa auf Handys mit GPRS-Standard (General
Packet Radio System) laufen und mehr Internet-Anwendungen bieten als
die bisher wenig erfolgreichen WAP-Dienste (Wireless Application
Protocol).
Am häufigsten wird das i-mode-Handy zum Versand von SMS-artigen
E-Mails benutzt, ein E-Mail mit 20 Schriftzeichen kostet laut NTT
DoCoMo nur 1 Yen (0,0086 Euro/0,1178 S). Das mobile Internet nehmen
24 Prozent der Kunden in Anspruch. Laut NTT DoCoMo gibt es derzeit
2.880 I-Mode-Menu-Sites mit News, Ticketreservierungen, Banking und
Spielen.(APA)