Wirtschaft
Liebscher: "Monetäre Visitenkarte"
Ausstellung zum Schilling-Abschied: "Euro hat Langfrist-Potenzial für starke Weltwährung"
Wien - Die europäische Gemeinschaftswährung Euro ist für den Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank Klaus Liebscher
"zentraler Katalysator" für die weitere ökonomische und politische
Integration Europas. Der Euro habe "das Potenzial, sich langfristig
zu einer starken Weltwährung zu entwickeln". In jeder Geschichtsperiode spiegle die Gestalt des Gelds wider,
wie hoch das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Institutionen sei,
die das Marktsystem regulieren. Dieser Aussage des US-Notenbankchefs
Alan Greenspan bei einer Ausstellungseröffnung der Fed in den USA
schloss sich heute Liebscher in Wien - ebenfalls bei einer
Geld-Ausstellungseröffnung - an. Stabiles Geld und ein gesundes
Finanzsystem seien sowohl Voraussetzung als auch Ausdruck eines gut
funktionierenden Staats- und Wirtschaftswesens, so Liebscher.
"Vertrauen in das Geld ist unverzichtbar"
Auch Österreich habe aus seinen historischen Erfahrungen gelernt,
dass "Vertrauen in das Geld unverzichtbar" sei. Dass der Schilling
nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Aufstieg Österreichs zu einer
offenen und international konkurrenzfähigen Volkswirtschaft verbunden
sei, danke man wesentlich der stabilitätsorientierten
Währungspolitik, flankiert von solider Einkommens- und
Strukturpolitik und "sozialem Dialog". Dadurch sei schließlich auch
der problemlose Übergang in die Europäische Währungsunion gelungen.
"Diese uns so vertraute Stabilitätskultur der letzten Jahrzehnte lebt
nun im Euro weiter", betonte Liebscher.
Fast acht Jahrzehnte habe der Schilling die Österreicher
begleitet. Vier Tage vor dem endgültigen Aus für den Schilling als
gesetzliches Zahlungsmittel bezeichnete Liebscher am Montag den
Schilling als "unsere monetäre Visitenkarte, vom schwierigen Anfang
in den 20er Jahren bis zum erzwungenen Ende 1938 und vom Neubeginn
1945 bis zum faktischen Ende am 28. Februar 2002." Liebscher zitierte
den Ökonomen Joseph Schumpeter, wonach sich "im Geldwesen eines
Volkes alles spiegelt, was ein Volk will, was es tut und erleidet".
Am Dienstag eröffnet im Wiener Kunsthistorischen Museum eine
Ausstellung zur Geschichte des Schilling mit bisher der
Öffentlichkeit kaum zugänglichen Objekten aus den Notenbankarchiven.
Neben der Tradition des österreichischen Banknotendesigns - mit
Entwürfen und Zeichnungen, die "das zeitgenössische Kunstverständnis"
wiedergeben - gewährt die Ausstellung auch Einblicke in die bisher
als Staatsgeheimnis gehütete Entwicklung und Drucktechnik in der
Schilling-Produktion.(APA)