Etat
Banken und KirchGruppe suchen Vermittler ...
Kandidat für Moderations-Aufgabe soll diese Woche bekannt gegeben werden - Einstieg der Banken bei KirchGruppe oder Premiere kein Thema
Die hoch verschuldete KirchGruppe will ihre
Finanzkrise mit externer Hilfe überwinden. Ein dreiköpfiges
Beratergremium solle die Restrukturierung unterstützen, teilte die
KirchGruppe am Montag mit. Auch die Gläubigerbanken wollen einen
Vermittler zur Lösung der Kirch-Krise einsetzen. Nach Informationen
aus Finanzkreisen ist ein Kandidat für die Moderations-Aufgabe
bereits gefunden. Er soll noch in dieser Woche bekannt gegeben
werden.Bewegung in Verhandlungen
Durch die Benennung der Vermittler auf beiden Seiten könnte
weitere Bewegung in die Verhandlungen zwischen Kreditinstituten und
KirchGruppe kommen. Ein Einstieg der Banken bei der KirchGruppe oder
ihrem Bezahlsender Premiere ist dabei dem Vernehmen nach kein Thema.
Die Anwälte Wolfgang van Betteray (Düsseldorf) und Klaus Hubert
Görg sowie Unternehmensberater Hans-Joachim Ziems (beide Köln)
sollten die Restrukturierung unterstützen, teilte die KirchGruppe
mit. Als Spezialisten für Unternehmensneuordnungen sei es unter
anderem ihre Aufgabe, die Auswirkungen der Liquiditätssituation im
Bezahlfernsehen auf die Gesamtgruppe zu untersuchen. Nach
Informationen aus Branchenkreisen soll das Trio auch eine
Moderatorenrolle in den Verhandlungen mit den Gläubigerbanken
spielen. Die Gläubigerbanken haben den Schritt nach Angaben der
KirchGruppe begrüßt.
Banken zu gemeinsamer Lösung bereit
Die KirchGruppe ist nach eigenen Angaben mit 6,5 Mrd. Euro (89,4
Mrd. S) verschuldet. Wegen anstehender Zahlungsverpflichtungen muss
in den nächsten Wochen eine Lösung für die Finanzkrise gefunden
werden. Die Benennung von Vermittlern bei Banken und KirchGruppe sei
nicht als Anzeichen zu werten, dass die Gespräche feststecken
könnten, wurde in Verhandlungskreisen betont. "Es geht langsam, aber
Schritt für Schritt voran." Die Kreditinstitute seien zunehmend zu
einer gemeinsamen Lösung bereit.
Die Abstimmung unter den Gläubigerbanken, die um ihre
unterschiedlich gut besicherten Kredite bangen müssen, gilt als
schwierig. Zudem ist das Gläubiger-Konsortium aus acht Banken mit
einem einem Engagement von jeweils mehr als 100 Millionen Euro groß.
Am besten besichert ist der Kredit der Deutschen Bank durch die
Beteiligung der KirchGruppe am Axel Springer-Verlag. Daher ist die
Deutsche Bank nur teilweise in die Verhandlungen unter den Banken
involviert.
Banken-Einstieg in KirchGruppe unwahrscheinlich
Ein Einstieg der Gläubiger-Banken bei der KirchGruppe im Rahmen
einer Entschuldung gilt in Finanzkreisen als sehr unwahrscheinlich.
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, das Gläubiger-Konsortium
solle einen erheblichen Teil der Milliarden-Kredite in
Geschäftsanteile an dem Konzern und seinem Abosender Premiere World
umwandeln (siehe dazu:
Neues Bankkonzept für KirchGruppe
- Konsortium will Kredite in Geschäftsanteile am Konzern umwandeln). Laut Informationen aus Medien- und aus Bankenkreisen ist dies derzeit aber kein realistisches Szenario.
Verkauf der Springer-Beteiligung
Im Rahmen der Neuordnung wird die KirchGruppe wahrscheinlich ihre
Springer-Beteiligung verkaufen. Zur Disposition steht auch das Formel
1-Engagement, auch wenn Leo Kirch in einem Interview betont hatte,
dass er die Beteiligung gerne halten würde (
etat.at
berichtete).
Der angeschlagene Medienkonzern EM.TV betonte am Montag, dass er
seine Restbeteiligung an der Formel 1 weiterhin möglichst schnell an
Kirch verkaufen wolle. Die Verhandlungen mit Kirch befänden sich in
einem fortgeschrittenen Stadium, sagte ein Sprecher. Derzeit gehe es
darum, die Bewertungsgutachten abzuschließen. In einem möglichen
Tauschgeschäft sei denkbar, dass Kirch seine Beteiligungen an
JuniorTV oder an der Constantin Film an EM.TV abgebe. Entgegen anders
lautenden Medienberichten gehe es nicht darum, dass sich EM.TV von
seiner Constantin-Beteiligung trenne. EM.TV hält noch durchgerechnet
knapp 17 Prozent an der Formel 1. Der Konzern kann sie praktisch nur
an Kirch verkaufen, da die Beteiligung verpfändet ist. (APA/dpa)