Das Gerangel um die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Prüfung der Ausflugsreisen Jörg Haiders im Kärntner Landtag gibt eine kleine Ahnung davon, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen ÖVP und FPÖ ist - auf Bundes-, nicht auf Landesebene. In Kärnten hat Parteichef Georg Wurmitzer seine Volkspartei gerade paradigmatisch von der FPÖ befreit, da herrscht fürs Erste Eiszeit.

Nein, im Kärntner Versuchslabor wird wieder einmal ein Probelauf gestartet, der Aufschlüsse für ein größeres Experiment liefern soll. Etwas in dieser Art muss Haiders geschmeidigem Handlanger Martin Strutz schwanen, der sich - seltsam in einem vorgeblich funktionierenden Verhältnis - Hilfe von höchster koalitionärer Stelle sogar im Nachhinein verbietet. Strutz glaubt nicht, dass Bundeskanzler Wolfgang Schüssel Landesparteichef Wurmitzer abgeraten hat, den Untersuchungsausschuss ins Leben zu rufen. Strutz glaubt - und das wieder erlaubt tiefe Einblicke in seine, also der Kärntner FPÖ Denkweise -, dass der Kanzler ein doppeltes Spiel treibt: Nach außen hin Wurmitzer zurückpfeift, um ihn in Wirklichkeit frisch zur Hetze auf das einfache Parteimitglied freizulassen.

Angenommen, es wäre so, und ungeachtet der kathartischen Notwendigkeit des Ausschusses: Was hält die FPÖ dann noch an der Seite der ÖVP, außer der Wunsch, die Regierungsbeteiligung so ausführlich wie möglich zu gestalten? Wenn die Konzentration auf die Beschau des Kärntner Nabels die Kräfte der FPÖ so erschöpft, dass sie nicht einmal mehr eine Intervention erkennt, was ist als Nächstes zu erwarten? Vielleicht eine Zusammenlegung der Gemeinderats- mit der für 2004 angesetzten Landtagswahl im März 2003, um Haider wirklich alle günstigen Anlaufbedingungen für den letzten Sprungversuch nach Wien zu sichern. Ein Ziel, vor dem die Sorge um Bundespartei oder -regierung verblassen muss. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 26.2.2002)