Den Haag - Das UNO-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien hat Zeitungsberichte über faule Kompromisse bei der Suche nach dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic zurückgewiesen. "Es gibt keine Verhandlungen. Es gibt keinen Kuhhandel", betonte am Mittwoch die Sprecherin des Den Haager Gerichts, Florence Hartmann. An der Anklage gegen den Ex-Führer der bosnischen Serben habe sich nichts geändert. Die bosnische Zeitschrift "Ekstra" hatte berichtet, das Tribunal habe Karadzic angeboten, die Anklage gegen ihn fallenzulassen, falls er gegen den früheren jugoslawischen Staatschef Slobodan Milosevic aussage. Milosevic muss sich seit dem 12. Februar in Den Haag wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermordes während der Balkan-Kriege verantworten. Die Zeitschrift berief sich auf einen namentlich nicht genannten westlichen Diplomaten in Sarajewo. "Dies sind nur Pressegerüchte", versicherte Hartmann. Das Tribunal habe damit nichts zu tun. Karadzic wird unter anderem für ein Massaker an 7000 Moslems verantwortlich gemacht, die im Juli 1995 in der damaligen UNO-Schutzzone Srebrenica niedergemetzelt wurden. Er und der ebenfalls wegen Kriegsverbrechen angeklagte Serben-Kommandant Ratko Mladic sind sieben Jahre nach Ende des Kriegs in Bosnien-Herzegowina noch immer auf freiem Fuß. Alle Appelle des Haager Tribunals, sie auszuliefern, blieben vergebens. Beim Krieg in Bosnien-Herzegowina wurden zwischen 1992 und 1995 rund 200.000 Menschen getötet. (APA)