Wirtschaft
Kapsch: Polen wollen nicht zahlen
Entgelt für Mautsystem Krakau wird nicht beglichen
Malmö - Mit einem empfindlichen Zahlungsausfall ist der
Wiener Elektronik-Hersteller Kapsch in Polen konfrontiert. Für das
Maut- und Telematiksysteme der Vor zwei Jahren eröffneten Autobahn
Krakau - Kattowitz hat der polnische Kunde bisher noch keine Zahlung
geleistet. Vom Gesamtauftragswert von rund 10,5 Mill. Euro (144 Mill.
S) hat die Kapsch TrafficCom, der Spezialist für Mautsysteme in der
Kapsch Gruppe, zwei Drittel ausgeliefert. Der Auftraggeber und
Konzessionär der Mautstrecke, Stalexport, hat sich inzwischen für
zahlungsunfähig erklärt und den Ausgleich angemeldet. Das Sonderbare an der Sache ist, dass die Mautautobahn Krakau -
Kattowitz in ihrer Nutzungsfrequenz weit über den Plänen liegt. Im
Tagesdurchschnitt passieren 27.000 Fahrzeuge die elektronischen
Mautstellen, bei den Planungen war man von 15.000 ausgegangen, sagte
der Chef der Kapsch TrafficCom, Erich Toplak, vor österreichischen
Journalisten.
"Kunden will nicht zahlen"
Die Firmenkonstruktion von Stalexport, die früher als
Außenhandelsunternehmen der polnischen Stahlindustrie über 20.000
Beschäftigte hatte und jetzt als mehrheitlich privatisiertes
Unternehmen rund 700, lässt zu, dass Kapsch als Lieferant sein
Entgelt vorenthalten wird. Die Mauterlöse fließen nämlich nicht
direkt an den Konzessionär, sondern an angegliederte Betriebs- und
Finanzierungsfirmen.
Stalexport soll eine Ausgleichsquote von 40 Prozent angeboten
haben, doch ist Kapsch unter den letztrangigen Gläubigern gereiht und
könnte selbst bei einer Erfüllung des Ausgleichs leer ausgehen, wobei
ein Anschlusskonkurs nicht ausgeschlossen wird. "Es ist spürbar, dass
der Kunde alle Register zieht, um nicht zahlen zu müssen", sagte
Toplak.
Exportgarantie der Kontrollbank
Kapsch hat für den Auftrag wohl eine Exportgarantie der
Kontrollbank (mit 20 Prozent Eigenbehalt) in der Tasche, doch sitzt
das Unternehmen zwischen zwei Sesseln. Ohne die Erfüllung des letzten
Auftragsdrittels gilt das Geschäft für die Kontrollbank nicht als
abgeschlossen. Um das letzte Drittel, den Wartungsvertrag, verhandelt
Kapsch allerdings seit rund einem Jahr ergebnislos mit dem polnischen
Kunden.
Hoffnung setzen die Wiener Mautspezialisten, die als
Systemlieferant auch für die österreichische Lkw-Maut angeboten
haben, jetzt auf eine neue Führungsgarnitur bei Stalexport, sowie
eine politische Einflussnahme der neu gewählten polnischen Regierung.
"Ansonsten bleibt uns nur mehr der Weg vor Gericht", sagte Toplak.(APA)