Mensch
Forscher legen neuen Anthrax-Test vor
Kein bisheriges Verfahren ist schnell und genau zugleich
Rockville/Evanston/Wien - Während die Angst vor
Terror-Anschlägen mit milzbrandauslösenden Anthrax-Bakterien anhält,
laufen die Forschungen auf diesem Gebiet speziell in den USA auf
Hochtouren. Wie die Wissenschaftszeitschrift Science in ihrer
jüngsten Ausgabe berichtet, entwickelten Forscher der Northwestern
University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) einen neuen Test,
der Anthrax-Bakterien sehr rasch aufspürt. Das Institut für Genomic
Research (TIGR) in Rockville (Maryland) möchte noch heuer das Genom
von 20 verschiedenen Anthrax-Stämmen aufklären. Wie die Wissenschafter der Northwestern University betonen, sind
die herkömmlichen Anthrax-Tests entweder genau und langsam oder
schnell und ungenau. Mit ihrem neuen System soll die Entscheidung, ob
es sich um den gefährlichen Milzbranderreger handelt oder nicht, sehr
rasch und auch mit der nötigen Sicherheit getroffen werden können.
Der Trick dabei ist, dass einzelne Stränge von Erbsubstanz (DNA) mit
winzigen Goldpartikeln verbunden werden. Lagern sich die Stränge
irgendwo mit der nötigen Dichte an, so entsteht durch das Gold eine
leitende Schicht, Strom kann fließen.
Schlüssel-Schloss-Prinzip
Als Detektor dient eine Art Chip. Dazu werden etwa auf einem
Glasstreifen - wie man ihn etwa zum Mikroskopieren verwendet - zwei
kleine Elektroden aufgebracht. Zwischen den Elektroden verankern die
Forscher auf der Glasunterlage Stücken von DNA, die - nach dem
Schlüssel-Schloss-Prinzip - genau zum Genom von Anthrax-Bakterien
passen.
Wird der Chip dann fraglicher DNA ausgesetzt, lagert sich zuvor
mit den Goldpartikeln versehene Anthrax-DNA an die verankerten
Stücken an. Die Goldpartikel am freien Ende der DNA-Fäden erzeugen
eine leitende Schicht, Strom beginnt zwischen den Elektroden zu
fließen, der Erreger ist überführt. Ist es dagegen nicht die
fragliche Erbsubstanz, kann sie sich nicht an die verankerten
DNA-Stränge auf der Glasplatte anlagern, die leitende Goldschicht
kommt nicht zu Stande.
Spurensuche
Vor allem eine bessere Aufklärung von Anthrax-Anschlägen
verspricht sich TIGR von der Aufklärung von 20 Stämmen des
Milzbranderregers von überall auf der Welt. Durch die Arbeiten, die
noch heuer abgeschlossen werden sollen, könnte aber auch die
Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beschleunigt werden, ist
TIGR-Direktorin Claire Fraser überzeugt. Bisher hat TIGR die
Genom-Sequenz von zwei Anthrax-Stämmen aufgeschlüsselt.(APA)