Ökologie
Schwere Vorwürfe gegen Minister Haupt
Global 2000: Die Pestizidaffäre war bekannt
Wien - Die Testergebnisse der Umweltorganisation Global 2000, die hohe Pestizidbelastungen bei Gemüse und Obst offenbart hatten,
waren offensichtlich kein Zufall. Gesundheitsminister Herbert Haupt (FPÖ) verfüge
seit Monaten über zum Teil noch wesentlich
brisantere Laborergebnisse, warf Global 2000
dem Minister am Dienstag vor. Der Organisation sei aus dem Ministerium umfangreiches
Testmaterial zugespielt worden.
Inhalt des Berichtes sei ein Datenpool aus Ergebnissen von
1000 Pestiziduntersuchungen bei Obst und
Gemüse. Demnach seien etwa bei Ruccola bis
zu 200-fache Überschreitungen des Pestizidgrenzwertes festgestellt worden. Fast jeder
dritte Paprika habe Dosen über dem Grenzwert aufgewiesen, bei acht Proben sei der
Grenzwert sogar um das neunfache überschritten gewesen, sagte Global-2000-Mediziner Klaus Kastenhofer zum STANDARD. Stark
kontaminiert sei auch der Salat gewesen. Bei
14 Prozent der Proben seien mehrere Pestizidsorten entdeckt worden.
Diese Angaben decken sich zum Teil mit jenen Daten, die Haupt bereits im Herbst des
Vorjahres in einer Anfragebeantwortung an
die Grünen bekannt gegeben hatte. Schon damals erwähnte Haupt, wie der STANDARD berichtete, starke Pestizidbelastungen. Im Büro
von Minister Haupt wird die Existenz dieser
von Global 2000 erwähnten Laborergebnisse
bestätigt. Es handle sich um Daten in Zusammenhang mit dem regelmäßigen EU-Monitoring, die Ergebnisse seien längst in Richtung
EU unterwegs. Die kontaminierten Gemüse
und Obstsorten seien "sofort aus dem Handel
genommen worden".
Nach den Angaben Haupts muss sich die
Belastungssituation in den vergangenen Monaten dramatisch verändert haben. Denn neue
ministeriumsinterne Tests zeigen nun plötzlich keine Belastungen mehr. Minister Haupt
zum STANDARD: "Es wird von unserer Seite seit
drei Wochen umfassend kontrolliert. Wir haben aber keine Überschreitungen der Pestizidgrenzwerte festgestellt." Global-2000-Experte Kastenhofer ist skeptisch: "Wir haben
unsere Proben in einem der besten offiziellen
AMA-Labors untersuchungen lassen. Minister Haupt soll endlich das gesamte Testmaterial veröffentlichen, dann wird man ja sehen." (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.2.2002)