Wien/Niederösterreich - Ein Bremsdefekt dürfte die Ursache für das Zugunglück vom Dienstag bei Wampersdorf im niederösterreichischen Bezirk Baden gewesen sein, bei dem sechs Fernfahrer getötet und 16 weitere teils lebensgefährlich verletzt worden sind.Nach vorläufigen Erkenntnissen der Ermittler hätte der Güterzug von Sopron nach Wien im Bahnhof Wampersdorf halten sollen, was wegen Bremsversagens nicht möglich war. Der Lokführer habe dies durch Warnsignale zu erkennen gegeben, worauf der Fahrdienstleiter sofort den Strom auf der Strecke abgeschaltet habe, sodass zumindest die entgegen kommende "Rollende Landstraße" von Wels nach Sopron zum Stillstand gekommen sei. Der Güterzug krachte mit 30 Stundenkilometern in den Lkw-Zug - beide Lokführer hatten sich knapp vor dem Crash durch Sprünge ins Freie gerettet. Warum die Bremsen versagt haben, wird untersucht. Bei den sechs Todesopfern handelt es sich laut Ermittlern um vier Ungarn und zwei Jugoslawen. Drei der Verletzten, zwei Magyaren und ein Lokführer, wurden Mittwoch aus dem Spital entlassen, bis auf einen Schwerverletzten, der im Wiener AKH mit einer eingerissenen Hauptschlagader im Bauch künstlich in Tiefschlaf gehalten wurde, waren alle anderen außer Lebensgefahr. Die ÖBB kündigten an, sämtliche Behandlungskosten zu übernehmen. Auch die Familienangehörigen der Opfer sollen "in vollem Umfang" unterstützt werden. Niederösterreichs stellvertretender Feuerwehrkommandant Herbert Schander kritisierte, die Feuerwehr wäre für Bahnunfälle "nicht ausreichend gerüstet". Viel schlimmer wäre es gewesen, hätte sich der Unfall in einem Tunnel ereignet. Zur Zeit verhandle man mit den ÖBB: "Wir wollen von der Bahn die Geräte haben, die wir brauchen." Nach Abschluss der Rettungsarbeiten dauerten die Aufräumarbeiten an. In den ungarischen Medien war, trotz der vier toten Landsleute, das Zugunglück nicht das Top-Tagesthema. Sowohl die Boulevardzeitung Blikk als auch die Qualitätszeitung Nepszabadsag erwähnten den Unfall zwar auf ihren Titelblättern, nicht aber als Blattaufmacher. (sta/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.2.2002)