Mensch
Weniger Stress im Job würde Zahl der Herzinfarkte senken
Mehr Arbeitstage gehen durch psychischen Stress verloren als auf Grund von körperlichen Ursachen
Hamburg - Weniger Stress am Arbeitsplatz könnte Experten
zufolge die Zahl der Herzinfarkte in Deutschland um bis zu 10.000 pro
Jahr reduzieren. "Wir könnten vermutlich bis zu zehn Prozent der
100.000 Fälle in Deutschland verhindern - durch ein stressfreieres
Arbeitsumfeld", sagte der Arbeitsmediziner Prof. Johannes Siegrist
von der Universität Düsseldorf in einem Interview des Hamburger
Magazins "Geo" (Märzausgabe). Mit Vorbeugungsmaßnahmen gegen Stress könnten Firmen "gewaltige
Summen" einsparen, auch wenn sich Investitionen in die Gesundheit der
Mitarbeiter erst mittelfristig rentierten. Weltweit gehen inzwischen
mehr Arbeitstage durch psychischen Stress verloren als auf Grund von
körperlichen Ursachen, berichtet
GEO
unter Berufung auf die
Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf.
Zunahme der Arbeitsanforderungen
Mehr als jeder zweite Berufstätige in Deutschland beklage hohen
Zeit- und Termindruck. Besonders betroffen seien die 18- bis
29-Jährigen, so das Magazin unter Hinweis auf einer Studie des
Forsa-Instituts und der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK).
Jeder fünfte Berufstätige lebt laut "Geo" in der Angst, seinen
Arbeitsplatz zu verlieren.
Siegrist zufolge ist zu erwarten, dass "die Anforderungen an die
Arbeitnehmer weiter zunehmen", zum Beispiel durch verkürzte
Produktionszyklen und die rasche Umstellung auf neue Technologien.
Ein Beispiel eines schwedischen Unternehmens zeige jedoch, dass durch
Verbesserungen der Arbeitsorganisation für die Mitarbeiter die Zahl
der Krankentage halbiert werden könne. Der Direktor des Instituts für
Medizinische Soziologie an der Universität Düsseldorf räumte ein, mit
der Forschung "noch ziemlich am Anfang" zu stehen. Die Arbeitsmedizin
habe sich bisher nur am Rand mit stressbedingten Krankheiten befasst. (APA)