Wirtschaft
Telekombetreiber fordern mehr "freien Markt"
Alternative Telekomanbieter sehen zu wenig Betreiber mit "last mile" zum Kunden
Wien - Im Vorfeld des im Herbst 2002 erwarteten neuen
Telekomgesetzes haben die alternativen Telekombetreiber am Mittwoch ihre Forderungen nach mehr Wettbewerb auf dem
österreichischen Festnetz- und Internetmarkt und einer "effiziente
und rasch entscheidende Wettbewerbsbehörde" bekräftigt. "Wir
erwarten, dass die neuen EU-Richtlinien möglichst rasch umgesetzt
werden", sagte der Präsident des Verbands alternativer
Telekom-Netzbetreiber (VAT) und Chef des drittgrößten heimischen
Mobilfunkers One, Jorgen Bang-Jensen, vor Journalisten. Der EU-Ministerrat hatte die vier neuen Telekom-Richtlinien, die
einen fairen Wettbewerb garantieren und den Verbrauchern möglichst
günstige Tarife bescheren sollen, Mitte Februar 2002 beschlossen. Die
EU-Länder haben nun 15 Monate Zeit, um die Richtlinien in nationales
Recht umzusetzen. Der Entwurf für die Neufassung des seit 1997
geltenden österreichischen Telekom-Gesetzes (TKG) - ursprünglich war
eine Novelle geplant - sollte bis Mai fertig gestellt werden, über
den Sommer in Begutachtung gehen und im Herbst im Parlament
beschlossen werden, meinte Bang-Jensen.
kein nachhaltiger Wettbewerb bei entbündelten Anschlüssen
Da in Österreich bei entbündelten Anschlüssen kein nachhaltiger
Wettbewerb herrsche, müsse die ex-ante-Regulierung (im Vorhinein)
weiter beibehalten werden, forderte Bang-Jensen und widersprach damit
der Forderung der Telekom Austria (TA), von einer ex-ante- auf eine
ex-post-Regulierung (im Nachhinein) zu wechseln. Es gebe in
Österreich zwar derzeit zehn Anbieter mit Direkt-Anschlüssen zum
Kunden - darunter die UPC Telekabel-, doch würden diese nur regional
agieren. Derzeit seien 2.800 Haushalte entbündelt, was weniger als
einem Promille der Haushalte entspreche.
"Von echtem Wettbewerb kann man erst sprechen, wenn die Kunden von
Bregenz bis Hainburg zwischen zwei bis drei Betreibern mit
Direkt-Anschluss wählen könne", betonte Bang-Jensen. Da die
Infrastrukturkosten für die Entbündelung von Telefonkunden für
alternative Betreiber sehr hoch seien, sollte die TA ihre
Infrastruktur an ihre Mitbewerber zu einem attraktiven Preis
vermieten, forderte der VAT-Präsident. Eine solche
"Reseller"-Möglichkeit, die sich für alternative Betreiber rechne,
bestehe in Österreich bisher nicht.
Abschaffung der derzeit geltenden Kostenübernahme gefordert
Im neuen TKG sollte außerdem die Abschaffung der derzeit geltenden
Kostenübernahme durch die Betreiber bei der Umsetzung der Ende 2001
beschlossenen Überwachungsverordnung enthalten sein, forderte
Bang-Jensen.
Im VAT sind 17 alternativer Festnetz- und Mobilfunkbetreiber
zusammengeschlossenen, die 95 Prozent des Marktes kontrollieren. Die
alternativen Betreiber haben laut VAT in den vergangenen Jahren 50
Mrd. S (3,63 Mrd. Euro) investiert und 6.000 neue Arbeitsplätze
geschaffen.(APA)