Singapur/Shanghai - Eltern in Shanghai greifen zu drastischen Maßnahmen um die Pubertät ihrer Kinder zu verzögern: den Kindern werden Hormoninjektionen verabreicht. Durch die geänderten Ernährungsgewohnheiten sind viele der jungen Chinesen bereits mit acht Jahren vollentwickelt. Das berichtet die Singapur-Tageszeitung Straits Times in ihrer aktuellen Ausgabe. Zur Verlangsamung der Pubertät wird den Kindern das Hormon GnRH verabreicht. Dieses gonadotrope Hormon, das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophysen-Vorderlappen) erzeugt wird, reguliert die Reproduktion. Experten warnen allerdings davor, diese Hormonpräperate einfach zu injizieren. Zu groß wären die Nebeneffekte. Die Injektionen, die einmal pro Monat verabreicht werden müssen, kosten monatlich bis zu 285 Euro. Nach Angaben des Xinwen Wanbao, dem Shanghai Childrens Medical Studies Centre, meldeten sich bereits mehr als 60 Elternpaare, deren Kinder mit dem Hormon behandelt werden sollten. Das Problem der Frühreife betreffe fast die Hälfte der monatlich 300 bis 400 Eltern, die wegen gesundheitlicher Probleme ihrer Kinder das Xinwen Wanbao aufsuchen. "Eltern, die sich eine Hormonbehandlung leisten können, wollen diese auch", so Shen Yongnian, Facharzt für Endokrinologie am Xinwen Wanbao. "Wie alle Medikamente, gibt es auch bei den Hormonen Nebeneffekte", so der Mediziner. Eine konventionelle Methode sei jedenfalls vorzuziehen, meint der Wissenschaftler. Das Hormon, das aus Japan und Frankreich importiert wird, muss einmal monatlich bis zum üblichen Alter der Geschlechtsreife verabreicht werden. (pte)