Österreich
Razzia in Wien Landstraße
Ein halbes Kilo Drogen gefunden, Hausbesitzer sollen Schlafstellen zu horrenden Preisen vermietet haben
Wien - Die Bewohner des Hauses Würtzlerstraße 16 in
Wien-Landstraße wurden Mittwochfrüh jäh aus dem Schlaf
gerissen. Der Grund: Gegen 6.00 Uhr erschien die Exekutive zu
einer Razzia, angesetzt nach massiven Anrainerbeschwerden in dem
bereits seit längerem bekannten Haus, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Beamten wurden fündig: Rund ein halbes Kilo Drogen wurde
sichergestellt, zudem gingen der Exekutive zwei mutmaßliche Dealer
ins Netz. Außerdem gab es zunächst drei Festnahmen nach dem
Fremdenrecht.Häufiger Einsätze
Immer wieder kamen schon in der Vergangenheit Exekutivbeamte zu
Einsätzen in das Haus Würtzlerstraße 16/Erdbergstraße 166. Das
Unternehmen, in dessen Besitz sich das Gebäude befindet, hat dort
laut Polizei einige Wohnungen zusammengelegt und in Räume unterteilt.
Die einzelnen Schlafstellen vermietete die Firma an Ausländer - pro
Wohnraum wurden im Schnitt drei bis vier Personen zusammengepfercht.
Duschen befanden sich am Gang und waren in verheerendem Zustand.
Die Beamten nahmen an, dass sich neben Asylwerbern - nicht in
Bundesbetreuung - und Gastarbeitern auch illegal im Land befindliche
Personen dort aufhalten. Rund ein halbes Jahr wurde die
Würtzlerstraße gezielt observiert.
Sicherheitswachebeamte aus Landstraße umstellten das Objekt,
während Mitglieder der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA),
Kriminalbeamte des Bezirks und des Sicherheitsbüros sowie
Fremdenpolizisten mit Vertretern des Magistrats in das Haus
eindrangen. Beamte und Beobachter waren mit desolaten Verhältnissen
konfrontiert. "Es gibt hier massive sanitäre Übelstände", sagte ein
Ermittler.
Auch im Hof hatten sich Beamte postiert, und die brauchten nicht
lange zu warten: Aus einem Fenster im letzten Stock flogen einige
Suchtgiftkugeln. In der zugehörigen Wohnung nahm die Exekutive zwei
mutmaßliche Dealer fest. Dazu wurde rund ein halbes Kilo Drogen -
portioniert in Kugeln und verpackt in einer Chips-Dose -
sichergestellt.
Elf Festnahmen
Insgesamt gab es bei der Razzia elf Festnahmen. Laut Mag.
Christian Blohberger von der Wiener Fremdenpolizei betrafen zwei
davon Vergehen nach dem Suchtmittelgesetz - bei zwei Verdächtigen wurden laut Exekutive 50 Gramm Kokain und 532 Gramm Heroin sichergestellt.
Die anderen neun Fälle betrafen das Fremdenrecht.
Zwei Russen wurden laut Blohberger im Keller entdeckt -
unter fürchterlichen Umständen. Sie mussten mitten unter Ratten und
Gerümpel hausen, es gab kein Licht und keinerlei sanitäre
Einrichtungen.
Die Besitzer des Gebäudes dürften horrende Summen von den
Ausländern verlangt haben. Verschiedenen Aussagen der Bewohner
zufolge kostete eine Schlafstelle 4.500 Schilling pro Monat.
Auch Magistrat interessiert
Auch Magistratsbeamte zeigten sich an dem Haus in der
Würtzlerstraße interessiert. Unter Leitung des Büros für
Sofortmaßnahmen nahmen Vertreter der Baubehörde, des Gesundheitsamtes
- wegen der sanitären Zustände -, des Marktamtes und anderer
Dienststellen an der Aktion teil.
Das Gebäude sei schon seit längerer Zeit bekannt, hieß es.
Bei den Eigentümern handle es sich um ein
Firmengeflecht. Nun gehe es darum, möglichst schnell ein Verfahren
einzuleiten. Das könnte etwa in Richtung von Gewerbsmäßigkeit im
Rahmen eines Beherbergungsbetriebes gehen. (APA)