Bühne
Neue Musicals kommen nach Wien
Mel Brooks' vielfach prämierter 'The Producers', 'Wallstreet.com', 'Barbarella' ...
Wien -
Rudi Klausnitzer, Intendant der Vereinigten Bühnen Wien
(VBW) präsentierte am Mittwoch für das Theater an der Wien und das
Raimund Theater einen Spielplan bis zum Jahr 2006, der mit dem
Broadway-Hit "The Producers" - der Musicalversion von Mel Brooks
Kultfilm "The Producers" ("Frühling für Hitler", 1967) - eine Deutschsprachige Erstaufführung und
mit "Wallstreet.com", "Wake Up!", "Barbarella" sowie den noch nicht
endgültig fixierten Projekten "Kill & Win" und "Mayerling" bis zu
fünf Uraufführungen umfasst.Dahinter stünde für Klausnitzer die "Überzeugung, dass wir zum
überwiegenden Teil Eigen- oder Koproduktionen machen sollten. (...) Wenn wir nicht zu einer langfristigen Planung kommen, haben
wir Schwierigkeiten, Partner zu finden."
Jekyll bleibt, Hair geht
Das derzeit im Theater an der Wien laufende Musical "Jekyll &
Hyde" wird im September wieder aufgenommen. Dagegen fällt im Raimund
Theater für "Hair" am 30.6. der letzte Vorhang.
Wie bereits bekannt
folgt "Wake Up!", die Uraufführung eines Musicals über die Höhen und
Tiefen des Show- und Pop-Business, geschrieben von Rainhard Fendrich
und Harold Faltermeyer. Bis Ende April soll die Besetzung
abgeschlossen sein. Die Inszenierung von Philippe Arlaud wird am
21.9. Premiere haben und soll bis Ende 2003 laufen.
"The Producers" ab 2003
Nach intensiven Verhandlungen und einem langen Gespräch mit Mel
Brooks ist es Klausnitzer gelungen, sich die Rechte für die erste
nicht-englischsprachige Produktion der Musicalversion von Brooks
Kultfilm "The Producers" ("Frühling für Hitler", 1967) zu sichern.
Das Musical erlebte am 19. 4. 2001 seine Uraufführung am Broadway und
wurde mit der Rekordzahl von zwölf Tony Awards ausgezeichnet.
Klausnitzer: "Möchten Sie kurz- oder mittelfristig Tickets für die
Broadway-Produktion, müssen Sie derzeit 800 US-Dollar auf den Tisch
legen. Sie können sich also vorstellen, wie viele Mitbieter wir bei
den Rechten hatten." Premiere im Theater an der Wien wird im Herbst
2003 sein, nach einer Saison soll nach dem Wunsch der US-Produzenten
die Produktion in Deutschland gezeigt werden. Die Verhandlungen
darüber sind im Laufen. Uraufführungs-Regisseurin Susan Stroman soll
auch bei der Wiener Produktion Hand anlegen.
"Moderner Lumpazivagabundus"
Ebenfalls für Herbst 2003 ist die Uraufführung des ersten
Musical-Projekts von Starautor Leon de Winter geplant. Die
VBW-Produktion "Wallstreet.com" wird jedoch in Deutschland Premiere
haben und erst im Herbst 2004 in das Theater an der Wien übersiedeln.
Die Gespräche mit den deutschen Partnern sollen bis zum Sommer
abgeschlossen sein. "Das Buch ist in der Endfertigung, die Musik von
Peter Wolf ist zu zwei Dritteln fertig gestellt", berichtete
Klausnitzer über den Stand der Vorbereitungen zu der "modernen
Version von Lumpazivagabundus". Im Winter hofft man, mit Auditions
beginnen zu können.
"Eurythmische" Barbarella
Im Frühjahr 2004 kommt "Barbarella", ein Musical rund um die durch
die Verfilmung von Roger Vadim mit Jane Fonda populäre Comic-Figur,
als Uraufführung in das Raimund Theater. "Wir werden den Film nicht
1:1 umsetzen", versicherte Klausnitzer. Dank der Sicherung der Rechte
am Originalmaterial von Jean Claude Forest werden im Musical auch
Episoden enthalten sein, die keinen Eingang in die Leinwand-Version
fanden.
"Wichtig war mir, dafür einen Komponisten zu finden, der nicht nur
Interesse am Stoff hat, sondern auch in der heutigen Rock- und
Pop-Welt verankert ist, damit das keine Retro-Geschichte wird",
erläuterte der VBW-Chef, der (irrigerweise? - Anm.) glaubt, in Dave Stewart, dem (gemeinsam
mit Annie Lennox) musikalischen Kopf der Gruppe "Eurythmics", den
idealen Mann dafür gefunden zu haben. In zwei Workshops wurden
bereits musikalische Grundlinien und der Rahmen für das Buch
festgelegt, die Entscheidung für den Textautor ist noch nicht
gefallen.
Zukunftsmusik Mayerling und Intenet
Für zwei Uraufführungs-Projekten gibt es noch keine Termine: Autor Frederic Morton schreibt derzeit unter dem Titel
"Mayerling" an einer Musicalfassung seines Buches "Der letzte
Walzer". Klausnitzer: "Wir haben noch keinen Komponisten, es gibt
noch kein grünes Licht für die Produktion." "Mayerling" könnte
möglicherweise im Herbst 2005 der "Wallstreet.com"-Nachfolger im
Theater an der Wien werden.
Die Nachfolge von "Barbarella" im Raimund Theater könnte dagegen
im Frühjahr 2006 ein im Jahr 2084 spielendes Internet-Musical
antreten: "Kill & Win" ist ein von den jungen österreichischen
Musikern Christof Straub und Roumina Wilfling entwickeltes und vorgeschlagenes Projekt, zu dem es bereits genaue Musik- und
Buch-Vorstellungen gibt. Klausnitzer: "Die Handlung dreht sich um ein
Computerspiel, bei dem es um Leben und Tod geht, und dessen
Attraktivität so groß ist, dass ihm immer mehr Menschen verfallen."
Betreuung trotz Abgang
Alle Produktionen würden von ihm "künstlerisch mitbetreut" werden, sagte Klausnitzer, der noch heuer zur
News-Gruppe wechselt. Seine Nachfolge solle erst nach einer Entscheidung über die künftige Bespielung des
Theaters an der Wien fixiert werden; zunächst möge man die Untersuchung der Beratungsfirma Infora abwarten,
die bis April klären soll, ob eine verstärkte Opernbespielung möglich wäre. Für das Mozart-Jahr 2006 rechnet
Klausnitzer aber damit, dass "im Theater an der Wien vorrangig Mozart gespielt wird".
(APA)