Welt
Theaterwissenschafter Martin Esslin 83-jährig gestorben
Langjähriger Leiter der BBC-Hörspielabteilung
Schuf mit "Das Theater des Absurden" ein Standardwerk -
Wien - Der aus Österreich stammende Theaterwissenschafter,
Literaturvermittler, Dramaturg und langjährige Leiter der
BBC-Hörspielabteilung Martin Esslin ist am Sonntagabend (24. 2.)
83-jährig nach einem längeren Parkinson-Leiden in London gestorben.
Mit
seinem 1961 erschienen Buch "Das Theater des Absurden" schrieb Esslin
eines der weltweiten Standardwerke der theaterwissenschaftlichen
Literatur. Martin Esslin wurde am 8. Juni 1918 in Budapest geboren und wuchs
in Wien auf, wo er Anglistik und Philosophie studierte und 1938 das
Regiestudium am Max Reinhardt-Seminar abschloss. Im April 1938
emigrierte er nach Belgien, ein Jahr später ging er nach
Großbritannien, wo er die britische Staatsbürgerschaft annahm. In
London begann er seine berufliche Karriere bei der BBC, wo er bis
1977 blieb. Esslin war zunächst als Übersetzer, dann als Regisseur
und Redakteur der deutschsprachigen Sendungen bei dem britischen
Sender tätig, ehe er Redakteur im World Service wurde. 1963 wurde er
zum Leiter der BBC-Hörspielabteilung bestellt.
In Amerika unterrichtete der Brecht- und Beckett-Spezialist ab
1969 als Gastprofessor am Theaterwissenschaftlichen Institut der
Florida State-University. Anschließend (1977 bis 1991) hatte er den
Lehrstuhl für Theaterwissenschaft an der kalifornischen Stanford
University inne, gleichzeitig war er als Dramaturg am Magic Theater
in San Francisco tätig. An der Universität Wien leitete Esslin lange
Jahre einmal jährlich eine Blockvorlesung am
Theaterwissenschaftlichen Institut.
Esslin verfasste zahlreiche Aufsätze, Zeitungsartikel und Bücher,
übersetzte unter anderem Wolfgang Bauer-Stücke ins Englische und war
Herausgeber einer Beckett-Aufsatzsammlung ("A Collection of Critical
Essays", 1965). Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 1998
österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse. (APA)