Wirtschaft
Kaum Trauer um Peseta, Pfund und Franc
Überwiegende Mehrheit hat sich an die neuen Scheine und Münzen gewöhnt
Wien/Hamburg - Die Tatsache, dass ab dem 1. März nur
noch mit Euro bezahlt werden
kann, löst nach neueren Umfragen in der überwiegenden Mehrheit der
österreichischen Bevölkerung (69 Prozent) keine Wehmut aus. Nicht nur
die Österreich haben sich schneller als erwartet an den Euro gewöhnt.
Auch in den übrigen Euro-Ländern ist die neue Währung von den Bürgern
problemlos angenommen worden. Wenn am 28. Februar die nationalen
Währungen endgültig verschwinden, hat sich die überwiegende Mehrheit
der Menschen bereits an die neuen Scheine und Münzen gewöhnt, ergab
eine dpa-Umfrage bei den europäischen Nachbarn. In Belgien spricht das Finanzministerium mit Blick auf die
Bevölkerung stolz von einem "gemeinsamen Erfolg". Schon zehn Tage
nach der Einführung des Bargelds sei ganz überwiegend mit Euro
bezahlt worden. Nach einem Monat sei der belgische Franc so gut wie
verschwunden gewesen. Jetzt geht Belgien daran, die insgesamt 12.000
Tonnen Münzen einzuschmelzen. In Irland, wo das irische Pfund schon
seit dem 9. Februar kein legales Zahlungsmittel mehr ist, wurden
bereits 83 Prozent des alten Geldes eingesammelt. Hier sollen die
Geldstücke nach Spanien verschifft und zu neuen Münzen verarbeitet
werden.
Kuriositäten
Es gibt auch Kuriositäten: In Spanien, wo die meisten Menschen die
neue Währung mit Begeisterung angenommen haben, setzten zwei Orte der
Peseta ein Denkmal und benannten jeweils eine Straße nach der
ehemaligen Landeswährung. Ein 66-jähriger spanischer Rentner trägt
sogar den ungewöhnlichen Vornamen "Euro": Das Wort bedeutet auf
katalanisch Wirbelwind.
In Italien haben die Menschen ohne Tränen Abschied von ihrer Lira
genommen. Über 90 Prozent der Italiener bezahlen mittlerweile mit der
neuen Währung. Jedoch ist das viele Euro-Kleingeld für die an runde
Summen gewöhnten Italiener nicht immer einfach zu handhaben, was zu
einer kuriosen Reaktion geführt hat: Waren die Menschen von Mailand
bis Messina jahrelang keine Freunde von Kreditkarten, haben die
bargeldlosen Einkäufe seit der Euro-Einführung um fast 30 Prozent
zugenommen.
Die Deutschen trauern!
Der Drachme wird in Griechenland nicht nachgetrauert. Die
griechische Presse berichtete zuletzt, es sei bereits das Phänomen
der "Verfremdung" eingetreten: Wenn ein Grieche heute eine der
wenigen noch im Umlauf befindlichen Drachmescheine sieht, reagiert
er, als handele es sich dabei um eine Währung aus einem anderen Land.
In Österreich ist die Zustimmung der Bürger nach anfänglicher Skepsis
zuletzt sprunghaft gestiegen. Nach neuesten Umfragen trauerten Mitte
Februar knapp 70 Prozent der Österreicher dem Schilling nicht mehr
nach. In Frankreich gaben sich hingegen immer noch 39 Prozent der
Bevölkerung nostalgisch und bedauerten, den Franc verloren zu haben.
Der Übergang zum Euro sei aber problemlos gewesen, meinten 92
Prozent.
Auch in Portugal verlief die Umstellung glatt; seit Wochen wird
fast nur noch in der neuen Währung gehandelt. Eine 79-jährige
Rentnerin aus Nordportugal konnte sich aber partout nicht mit dem
Euro anfreunden und investierte ihre gesamten Escudo-Ersparnisse in
zwei riesige Gefriertruhen, die sie mit Lebensmitteln füllte. "Das
reicht bis zum Ende meines Lebens", sagte sie. "Da brauche ich mich
auf den Quatsch mit dem Euro gar nicht erst einzulassen."
Etwas anders scheint dies noch im benachbarten Deutschland: Hier
trauert fast jeder Zweite der D-Mark nach. Besonders schwer fällt
deutschen Frauen der Abschied. 47,7 Prozent der Bundesbürger wünschen
sich die alte Währung zurück. (APA/dpa)