Wien - Immer mehr Österreicher übernehmen sich finanziell beim mobilen Telefonieren und beim Versandhaus-Shopping. Fast 445.000 Österreicher stehen derzeit auf der schwarzen Liste, der so genannten Warenkreditevidenz (WKE). Sie haben trotz mehrerer Mahnungen ihre Rechnungen nicht bezahlt, und sind jetzt Fälle für den Exekutor. Bei einem Gutteil müssen die Lieferanten - Telekomunternehmen und Versandhäuser - ihre Forderungen wegen Uneinbringlichkeit sogar abschreiben. Sorge bereitet Kreditschützern und Schuldnerberatern vor allem der Trend in der Schuldenstatistik: Waren im Jahr 2000 noch 300.000 säumige Zahler eingetragen, so ist dieser Wert binnen Jahresfrist um fast 50 Prozent gestiegen. Der Handyboom, erklärt der zuständige Experte im Kreditschutzverband aus 1870 (KSV), Harald Heschl, habe vor allem bei Jüngeren zu unkontrollierten Ausgaben geführt. So seien auch die meisten Eintragungen in der Warenkreditevidenz auf Handyschulden zurück zu führen. Die Zahlungsrückstände könnten etwa 1800 Euro erreichen, erst dann drehe der Provider die Verbindung ab. In der KSV-Statistik werden 115.775 Personen mit uneinbringlichen Handy- oder Versandschulden geführt, in über 80.000 Fällen ist eine Klage anhängig, bei mehr als 24.000 Personen klopft derzeit der Exekutor an, die restlichen Fälle liegen bei Rechtsanwälten. Anders die Situation in der Konsumkreditevidenz (KKE), das ist die Liste der Banken, wo alle Kredite eingetragen werden: Mit 624.000 säumigen Zahlern entspricht die Situation dem Vorjahr. Rund 2,6 Mio. Kreditnehmer sind insgesamt in dieser Evidenz eingetragen, die primär jedoch lediglich über vergebene Kredite informiert, erst in zweiter Linie ergeben sich daraus die nicht bedienten Raten. Nach Bankenmuster Die Banken haben ihre Liste bereits seit 1964 über den KSV laufen, die Warenkreditevidenz ist ein jüngeres Produkt. Sie wurde 1995 eingerichtet, als große Versandhäuser versuchten, ihre säumigen Zahler in den Griff zu bekommen. Auch die Telekombranche hat sich angeschlossen. Unternehmen melden dorthin ihre Problemfälle und können diese auch abfragen. Konsumenten haben in beiden Listen Einsichtsrecht. Insgesamt gelten etwa 300.000 (von zusammen 3,37 Mio.) Haushalte in Österreich als überschuldet, das heißt, dass sie Fälle für das Gericht sind. Rund ein Drittel dieser Haushalte werden Wien zugerechnet, in etwa 40 Prozent dieser verschuldeten Haushalte ist Deutsch nicht die Muttersprache. Die Zahl der erfassten Schuldner in Österreich steigt zwar kontinuierlich an, der durchschnittliche Schuldenstand bleibt laut Wiener Schuldnerberatung mit 73.000 Euro (eine Mio. S) konstant. (kbau, Der Standard, Printausgabe, 28.02.02)