Brüssel - Vor dem Hintergrund der Terroranschläge vom 11. September 2001 will Österreich die EU-Partner für die Einsetzung bewaffneter Flugbegleiter (air marshals) auf "Risikostrecken" wie dem Nahen Osten oder den USA gewinnen, um Flugzeugentführungen zu verhindern. Die österreichische Initiative wollte Innenminister Ernst Strasser am Donnerstagnachmittag bei einer Sitzung der 15 EU-Innenminister in Brüssel vorstellen, verlautete aus EU-Ratskreisen. Während einige EU-Partner bei den Vorberatungen die Ansicht vertreten hatten, Sicherheitsmaßnahmen dieser Art sollten eher national geregelt werden, hieß eine Mehrheit den Vorstoß laut EU-Kreisen willkommen. Bisher schicken nur Österreich, Israel, die Schweiz und die Vereinigten Staaten polizeiliche Flugbegleiter auf gefährlichen Strecken mit. Österreich hatte sich 1981 vor dem Hintergrund verstärkter Terroraktivitäten nahöstlicher Gruppen entschlossen, bestimmte Linienflüge durch Sicherheitsbeauftragte des Gendarmerieeinsatzkommandos sichern zu lassen. Seitdem wurden rund 40.000 Flugbegleitungen organisiert. Der Einsatz lohnte sich. Im Oktober 1996 konnte eine Flugzeugentführung vereitelt werden. Die Kosten werden auf den Preis der Flugtickets aufgeschlagen. Ziel Wiens ist es, einen europäischen Rahmenbeschluss über den Einsatz der Air Marshals zu erreichen. Die zwei bis vier Polizisten sollen u.a. darüber wachen, dass keine gefährlichen Gegenstände an Bord gebracht und sprengstoffverdächtige Objekte an Bord erkannt werden. Weitere Aufgaben sind Erste Hilfe, Einschreiten gegen unbotmäßige Passagiere und Durchsuchung des Flugzeugs. Ein Handbuch soll einheitliche Leitlinien für Auswahl, Ausbildung, Ausrüstung und Einsatz der Flugbegleiter festlegen. Sie sollen eine gemeinsame Ausbildung erhalten, die von der (noch nicht eingerichteten) Europäischen Polizeiakademie angeboten werden könnte. Private Sicherheitsunternehmen sollen nicht zugelassen werden. Die Entscheidung, bei welchen Flügen bewaffnete Flugbegleiter eingesetzt werden sollen, soll der betreffenden Airlinie und der zuständigen Sicherheitsbehörde überlassen werden. Ein Beschluss wurde am Donnerstag noch nicht erwartet, da es sich erst um eine Orientierungsaussprache handelte.(APA)