CRACKER Forever (Cooking Vinyl/Hoanzl) Als David Lowery zu Beginn der 90er-Jahre seine Band Camper Van Beethoven verließ, stand vielen Fans ein ungläubiges "Warum?" ins Gesicht geschrieben. Zumal die Band mit ihren letzten beiden Alben ihre - durchaus charmante - Scherzkeks-Phase abgelegt und zwei Meisterwerke in Reihe produziert hatte: Our Beloved Revolutionary Sweetheart und Key Lime Pie. Die Erinnerung an das finale Konzert der US-Band aus Santa Cruz in der Wiener Arena lässt den Zeitzeugen heute noch verklärt seufzen. Dann war Schluss. Lowery stieg aus. Der Rest der Band widmete sich dem schon länger Richtung Art Rock schielenden Projekt Monks Of Doom: fad. Als Lowery 1992 im Gegenzug das titellose Debütalbum von Cracker veröffentlichte, klang dieses wie ein sattes Best-of-Werk einer seit langem bestehenden Band: nicht eine schlechte Nummer! Stattdessen Killer-Songs wie Can I Take My Gun Up To Heaven , Satisfy You , Another Song About The Rain und der gute Rest. Cracker war besser als alles, was etwa die ein ähnliches Terrain bespielenden R.E.M. seit ihrem letzten überzeugenden Album, Document , veröffentlicht hatten. Zwei weitere Freudenspender im Albumformat folgten: Kerosene Hat mit dem Hit Low und das nur noch in den Balladen überzeugende The Golden Age . Dann war die Luft raus. Nach längerer Pause, in der Lowery Freunde wie Mark Linkous (Sparklehorse) produzierte, meldet sich das assoziierte Bandmitglied der deutschen FSK ( Euro Trash Girl! ) nun mit Forever zurück. Etwas gesetzt pflegt er darauf seine Version von Southern Rock - ohne Lynyrd-Skynyrd-Dumpfgummi-Verdacht! Tiefer gelegte Orgeln treffen auf hochgezogene Gitarren, die Lowerys unwiderstehlichen Melodien den Weg weisen. Pedal Steel hier, Streicher dort und dazwischen eingebettet die Stimme des Meisters, der seinen feinen Zynismus mit chirurgischer Präzision einsetzt. Am Cover wie im Booklet White Trash (was in etwa der Bedeutung des alten Wortes Cracker entspricht) vor und in ihrem Trailer: Fleischfärbige Kniestrümpfe und Lockenwickler am Dach, kotzige Morgenmäntel und Kanzlerlippen: Auch solche Menschen haben Lieder: Cracker Forever! flu derStandard/rondo/1/03/02