Wien - Mit dem Ende des Schilling hört sich auch
eine Debatte auf, ob die (frühere) Regierung vor dem EU-Beitritt zu
viel versprochen hat. Auch den "Ederer-Tausender" gibt es nicht mehr.
Brigitte Ederer, ehemals EU-Staatssekretärin und heute Vorstand bei
Siemens Österreichs, hatte im Vorfeld der EU-Volksabstimmung durch
Preissenkungen pro Haushalt eine jährliche Einsparung von 1.000 S
(72,7 Euro) versprochen. Ederer sieht ihr damaliges Versprechen durch
Wirtschaftsforscherergebnisse klar bestätigt, wie sie am Donnerstag
bei einer Festenquete zum Abschied vom Schilling betonte.
In der Enquete wurde mehrfach auch die anhaltende Euro-Schwäche
gegenüber dem US-Dollar angesprochen. Österreichs Notenbankgouverneur
Klaus Liebscher will nicht von "schwach" oder "stark" reden, er wies
auch Kritik zurück, dass der Euro-Kurs Ende 1998 zum Dollar "zu hoch"
fixiert wurde. Damals war aus weltwirtschaftspolitischen Gründen der
Dollar "zufälligerweise" niedrig, der Euro-Kurs damit "relativ hoch.
Es war kein politischer Kurs, es war ein Marktkurs".
Androsch: "Außenwert zu hoch angesetzt"
Davor hatte Hannes Androsch, ehemals Finanzminister und heute
Industrieller, kritisiert, dass seinerzeit "der Außenwert zu hoch
angesetzt wurde". Als exportorientierter Unternehmer fühle er sich
zum gegenwärtigen Eurokurs freilich "komfortabel".
Mit der Euro-Einführung sei es im Binnenmarkt noch lang nicht
getan, meinten die meisten Vortragenden bei der Enquete. Unisono
wurde einer stärkeren Steuerharmonisierug das Wort gesprochen. Auch
müsse Europa nach außen mit "weniger Stimmen" sprechen. Laut Androsch
muss Europa "noch viel mehr tun", um etwa in Asien wahrgenommen zu
werden, also alle Kräfte bündeln. Positionierungen, wie sie aus
Teilen Österreichs momentan nicht nur zur Osterweiterung eingenommen
würden, frustrieren den ehemaligen SPÖ-Politiker: "Europa spricht
heute mit 17 Stimmen und der Karikatur eines österreichischen
Landeshauptmanns". Über diesen habe man in den letzten Tagen in
asiatischen Zeitungen lesen können, "über sonst nichts". (APA)