Washington - US-Atomforscher vom Bulletin of the Atomic Scientist haben die Zeiger der "Doomsday-Uhr" zum vierten Mal seit 1991 näher gegen zwölf Uhr gerückt, jenen Zeitpunkt, an dem der Einsatz von Atomwaffen befürchtet werden muss. Mit sieben vor zwölf zeigt die Uhr wieder exakt jenes Risiko wie 1947, als die Forscher erstmals Alarm schlugen.Der wurde bald noch viel dringlicher, 1949 ließ der erste russische Atombombentest den Zeiger auf drei vor zwölf rücken, 1953 testeten USA und Sowjetunion ihre ersten Wasserstoffbomben, der Zeiger ging auf zwei vor zwölf. Dann hielt er sich länger in beruhigenderem Abstand, bis es 1983 wieder drei vor zwölf war: Der Rüstungswettlauf war auf dem Höhepunkt. Ruhejahr 1991 1991 war er zu Ende, es gab Abrüstungsverträge, und die Sowjetunion zerfiel, die Frist war mit 17 Minuten vor zwölf erstmals außerhalb des Alarmbereichs von einer Viertelstunde. Seitdem muss der Zeiger wieder Stück für Stück näher gerückt werden, diesmal aus einem ganzen Bündel von Gründen: Sorgen macht den Forschern die Entwicklung sowohl in den USA - die gerade erfolgte Kündigung des ABM-Vertrags - wie die im Verhältnis der Bombenmächte Indien und Pakistan. Hinzugekommen ist die neue Bedrohung seit dem Terroranschlag vom 11. September. Dies, sagte George Lopez als Leiter der Bulletin-Gruppe, sei ein Alarmzeichen gewesen, aber "die Staatengemeinschaft scheint dieses Zeichen völlig zu ignorieren". (jl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 3. 2002)