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Grafik: Archiv
Das Buch geht der Frage nach, welche Funktionen die Habsburgermonarchie für den europäischen Imperialismus des 18. und 19. Jahrhunderts hatte und wie sich dieses Streben nach einem "wachsenden Anteil an der Weltherrschaft" im Besonderen in Afrika auswirkte. Nun war die Monarchie, wie Herausgeber Walter Sauer schreibt, "mit Sicherheit kein Kolonialstaat", sie war aber sicherlich auch keine antikoloniale Kraft. Gerade dieses monarchietypische "Zuspätkommen" bei der Verteilung der Einflusszonen bewahrte Österreich-Ungarn davor, im Nachhinein für die Verbrechen des europäischen Kolonialismus verantwortlich gemacht zu werden. Man war "unbelastet", der Monarchie sei es immer nur um idealistischen Forschungsdrang, nie um handfeste materielle Interessen gegangen, wurde damals betont. Sauer weist in seinem Buch allerdings darauf hin, dass diese These nur bedingt haltbar ist: Zu gravierend seien die Unterschiede zwischen der Monarchie und den seinerzeitigen Imperien wie Frankreich oder Großbritannien gewesen, um vergleichbar zu sein, außerdem habe auch Österreich-Ungarn kolonialistische Ambitionen gehabt. Anhand der Lebensläufe einiger österreichischer Afrikareisender, die sich manchmal wie spannende Romane lesen, wird versucht, einen Überblick über die Aktivitäten des Habsburgerstaates in Afrika zu geben. Wer unterstützte und finanzierte in Wien diese "Forscher", die Handelsreisenden, die "Entdecker", welche Interessen standen dahinter, was erwartete sich die Monarchie? Unter Zuhilfenahme neuer Quellen aus Ungarn und der Tschechischen Republik bietet das Buch Antworten auf diese Fragen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 3. 2002)