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Foto: REUTERS/Hrvoje Polan
Den Haag - Der Kriegsverbrecherprozess gegen den jugoslawischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic ist am Freitag vor dem UNO-Tribunal in Den Haag unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt worden. Auf Antrag der Anklage hatte die Strafkammer für den größten Teil des Tages Publikum und Presse von der Sitzung ausgeschlossen. Vor dem Gericht erschien erstmals eine "geschützte Zeugin". Es handelt sich um eine Kosovo-Albanerin, die während des Krieges Opfer einer Vergewaltigung wurde. Ab 11. März sollen nach einem Beschluss der Richterkammer vom Freitag die Verhandlungstage im Prozess um jeweils eine Stunde verlängert werden. Als die Sitzung für die letzte halbe Stunde des Sitzungstages wieder geöffnet wurde, klagte Milosevic, dass ihm der Ablauf der täglichen Verhandlungen keine Zeit zur Erholung lasse. Ihm blieben nach Ende der Verhandlung abends im Gefängnis jeweils nur zweieinhalb Stunden. In dieser Zeit müsse er essen, seine persönlichen Bedürfnisse regeln und seine Verteidigung organisieren. Das Telefon im Gefängnis sei lediglich bis 20.30 Uhr verfügbar. Nur in dieser kurzen Zeit könne er telefonisch mit seiner Familie und seinen Mitarbeitern in Jugoslawien in Kontakt treten. Zu wenig frische Luft Er wolle keine konkreten Forderungen stellen, meinte Milosevic. Aber er komme nicht zu den täglich zwei Stunden an der frischen Luft, die jedem Gefangenen in der Untersuchungshaft zuständen, und er habe keine Zeit für sportliche Übungen. Der Angeklagte warf dem Gericht vor, ihn durch den dichten Sitzungsplan körperlich misshandeln zu wollen. Ankläger Geoffrey Nice hatte zuvor die ausführlichen Kreuzverhöre durch Milosevic dafür verantwortlich gemacht, dass die Kammer häufiger und länger tagen müsse als ursprünglich geplant war. Richter Richard May, der Vorsitzende der dreiköpfigen Strafkammer, versprach Milosevic, über dessen Beschwerde zu beraten. Es handelte sich um die zehnte Zeugenaussage von mutmaßlichen Opfern serbischer Gräueltaten im Kosovo-Krieg während des Milosevic-Prozesses, hunderte weitere werden erwartet. Die Verfahrensdauer wird auf zwei Jahre geschätzt. Milosevic steht seit 12. Februar in Den Haag vor Gericht. Die Anklage wirft ihm vor, für Verbrechen im Kosovokrieg sowie den Konflikten in Kroatien und Bosnien verantwortlich zu sein. Der frühere starke Mann des Balkans verteidigt sich dabei auf eigenen Wunsch selbst, weil er das Tribunal nicht anerkennt. (APA/dpa/Reuters)