Wien - Das Arbeitsmarktservice (AMS) schickt Arbeitsuchende in Computerkurse, um den Betrieben entgegenzukommen und die Jobchancen ihrer Kunden erhöhen. Wie es in der Praxis damit aussieht, zeigen zwei Studien: Frauen, Älteren und schlechter Gebildeten verhelfen die Kurse nicht immer zu einem Job. Dass es für arbeitslose Frauen nicht so leicht ist, zu Informatikfachfrauen zu werden, diese Erfahrung machten Absolventinnen des "telesoft 3"-Programmes in Wien. Am Ende dieses Kurses werden ihnen auch nicht "reihenweise" die Jobs angeboten, befindet das Institut für Arbeitsmarktbetreuung und -forschung (ifa wien), das "telesoft 3" untersucht hat. Zudem fühlen sich die Frauen in ihren Ambitionen enttäuscht: Erst im Laufe ihrer Ausbildung stellte sich heraus, dass das vermittelte Wissen nur einen Anfang darstellt. Berufsbild unklar Hinzu kommt, dass das Berufsbild in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ziemlich unklar ist. Die AMS-Berater sind überfordert, schicken oft die Falschen. "Ich hab’ gesagt, ich will Webdesignerin werden, und die Beraterin hat gemeint: ,Da hab’ ich grad einen neuen Kurs reingekriegt, da lernen Sie das‘", erzählt eine Teilnehmerin. Sie landete in einem Customer-Care-Kurs, mit zwei Tagen Webdesign in sechs Monaten. Fachlich gut, aber die in dieser schnelllebigen Branche ungemein wichtige Problemlösungsfähigkeit kommt zu kurz. Zu diesem Schluss kommt die L&R Sozialforschung nach der Analyse von 17 EDV-Kursen für 274 Arbeitsuchende im Burgenland. Auch Teamfähigkeit und kommunikative Kompetenzen seien noch zu verbessern. Ältere Personen über 50 und Menschen mit geringer Ausbildung (nur Pflichtschule) haben nachher kaum Jobperspektiven: "Der Wert der Maßnahmen ist in diesen Fällen - jedenfalls was die realen Perspektiven der Personen am Arbeitsmarkt betrifft - zu hinterfragen." Das AMS-Wien will die Kritik künftig berücksichtigen. (Lydia Ninz, DER STANDARD, Printausgabe 5.3.2002)