Post- und Bahnbus sollten zusammengelegt und in einem zweiten Schritt für Beteiligungen privater Busunternehmen aufgemacht werden. Um einen Machtmissbrauch durch die Quasi-Monopolstellung eines so erstarkten Busunternehmens zu verhindern, möchte Reichhold ein vollkommen transparentes Verrechnungssystem unter Einbeziehung der Verkehrsverbünde auf den Weg bringen. Die Abrechnung soll nicht mehr über Postbus oder ÖBB laufen, sondern von den Verkehrsverbünden selbst durchgeführt werden.
ÖBB ohne Immobilien
Wie berichtet, ist die französische Connex an einem Einstieg an dem unter der Flagge der Staatsholding ÖIAG fahrenden Postbus interessiert. Die Busfusion wird vor allem von ÖBB-Chef Rüdiger vorm Walde forciert, der die Busse bei der Stilllegung unrentabler Nebenbahnen dringend braucht.
Von den ÖBB urgiert Reichhold erstens eine neue strategische Ausrichtung und zweitens eine Offensive im Personenverkehr. "Es ist unzumutbar, wie das Wagenmaterial auf der Südbahn aussieht." An Tariferhöhungen sei erst dann zu denken, "wenn die ÖBB ihre Hausaufgaben gemacht hat". Noch vor dem Sommer soll entschieden sein, wie Österreich die Schulden der Schienenfinanzierungsgesellschaft Schig Maastricht-konform darstellt. Von einer Integration der Schig mitsamt ihrer Schulden in die ÖBB, wie dies von Bahnchef vorm Walde vorgeschlagen wurde, hält Reichhold nichts. Vernünftiger sei es, Vermögenswerte der ÖBB wie die Immobilien in die Schig auszugliedern.
Komplett ist dem Vernehmen nach der ÖBB-Aufsichtsrat: Auf (Noch-)Kabinettchef Hans-Jürgen Miko folgt ABB-Chef Rudolf Petsche, einer der größten Lieferanten der ÖBB. (stro, ung, Der Standard, Printausgabe, 07.03.2002)